Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Herrmann: „Horrorfilm auf dem Handy“

- Von Marco Alles

Er ist die Saison-Überraschu­ng im deutschen BiathlonTe­am. Dank konstanter Leistungen rangiert Philipp Horn von Eintracht Frankenhai­n im Gesamtwelt­cup auf Platz 18 und feiert an der Seite von Arnd Peiffer, Benedikt Doll und Johannes Kühn an diesem Samstag beim 10-km-Sprint (14.45 Uhr/ ZDF, Eurosport) sein WM-Debüt. Wir sprachen mit dem 25-Jährigen.

Was bedeutet Ihnen die Premiere?

Dass ich bei der WM dabei bin, hätte ich vor der Saison nicht einmal zu träumen gewagt. Es ist für mich die Zugabe auf einen bisher super verlaufene­n Winter. Ich freue mich riesig darauf; versuche aber ruhig zu bleiben und mein Ding zu machen.

Antholz zählt bei vielen zu den Lieblingso­rten. Auch bei Ihnen?

Ich war noch nicht oft dort; im Sommer bei Lehrgängen schon, aber Wettkämpfe habe ich in Antholz nur als Jugendlich­er bestritten. Ich glaube, ich war zuletzt 2012 dort und es lief damals ganz gut.

Genießen Sie das Südtiroler Flair?

In erster Linie geht es darum, die eigene Leistung abzurufen. Aber natürlich macht es Spaß, in dieser beeindruck­enden Landschaft zu laufen. Das ist eine echt schöne Gegend. Im Sommer haben wir uns auch mal die Zeit genommen und die Berge ringsum erkundet.

Müssen Sie sich eigentlich kneifen, wie gut es in dieser Saison läuft?

Manchmal schon. Neulich beim Nachmittag­straining zu Hause in Oberhof – ich war etwas später dran als sonst – kamen ein paar Nachwuchsa­thleten auf mich zu und wollten ein Foto mit mir machen. Das hat mich echt überrascht und war ein komisches Gefühl. Doch gefreut hat es mich natürlich.

Worauf führen Sie Ihren Leistungss­prung zurück?

Ein wichtiger Grund ist sicher unsere starke Oberhofer Trainingsg­ruppe, in der wir uns gegenseiti­g pushen. Außerdem bin ich weder verletzt noch krank gewesen. In den letzten Jahren hatte ich mir immer eine Erkältung eingefange­n. Dann dauert es zwei, drei Wochen, bis man wieder auf dem Top-Level ist.

Achten Sie jetzt mehr auf Ihre Gesundheit als früher?

Man lernt ja dazu. Ich gebe nicht mehr jedem die Hand oder fasse alle Türklinken an. Dort lauert die Gefahr, sich anzustecke­n. Und ich achte im Winter auf genug Vitamine.

Sie gaben im November 2018 Ihr Weltcup-Debüt. Warum lief es in Ihrer ersten Saison bei der Elite

Denise Herrmann saß auf einer Holzbank in der Südtiroler Sonne und zitterte. Dank einer starken Laufleistu­ng durfte sie trotz dreier Strafrunde­n im 7,5-km-Sprint lange von WM-Bronze träumen. Doch die spätere Dritte Lucie Charvátová (Tschechien) und Olena Pidhruschn­a (Ukraine) verdrängte­n sie noch auf Rang fünf.

„Ich habe das Rennen auf dem Handy verfolgt. Das war wie ein Horrorfilm. Man konnte gar nicht

noch nicht wie gewünscht?

Mir haben die Konstanz und vor allem die Gelassenhe­it gefehlt. Ich war extrem nervös vor den Rennen und wollte es immer besonders gut machen. Mittlerwei­le bin ich lockerer hingucken“, sagte Herrmann. Am Ende fehlten ihr 30,5 Sekunden auf Weltmeiste­rin Marte Olsbu Roeiseland (Norwegen). Zweite wurde Susan Dunklee (USA). Franziska Preuß und Vanessa Hinz belegten mit je zwei Strafrunde­n die Plätze acht und 14. Karolin Horchler (1) schaffte es auf Rang 23. Janina Hettich (5) verpasste als 65. die Verfolgung am Sonntag (13 Uhr; Männer: 15.15 Uhr/ZDF, Eurosport). geworden; konzentrie­re mich auf das, was ich kann. Wenn man dann noch spürt, dass man in Form ist, geht vieles leichter.

Im Januar erlebten Sie Ihre heimische Weltcup-Premiere in Oberhof. Ihr bisheriger Höhepunkt?

Ja, damit ist wirklich ein Traum von mir wahr geworden. Aber in Ruhpolding hat es genauso Mega-Spaß gemacht, auch wenn meine Ergebnisse nicht ganz so gut waren. Die Stimmung war grandios. Und in Pokljuka hat es mir auch gut gefallen. Jetzt bin ich auf Antholz gespannt.

Welchen Anteil an Ihrem Aufstieg hat Bundestrai­ner Mark Kirchner?

Gemeinsam mit Stützpunkt­trainer Marko Danz einen sehr großen. Gerade im ersten Jahr nach der Schule war es sehr schwer, das enorme Trainingsp­ensum zu absolviere­n. Da lag ich am Wochenende oftmals völlig platt zu Hause und war fertig. Doch die Trainer haben es mit viel Gefühl hingekrieg­t, die richtige Dosis für uns zu finden. So konnten wir Jungen uns langsam steigern und an die körperlich­e Belastung gewöhnen.

Verspüren Sie noch Ehrfurcht vor den großen Namen der Szene wie Bö und Fourcade?

Ehrfurcht vielleicht nicht; aber ich habe einen Riesen-Respekt. Wenn ich mit ihnen auf der Strecke bin, sehe ich es mittlerwei­le als Chance, mich zu beweisen. Die Mixed-Staffel in Pokljuka, als ich mich mit Fillon Maillet und Tarjei Bö gebattelt habe, war eine coole Erfahrung.

Schauen Sie sich von diesen Stars auch noch etwas ab?

Ich gucke immer auf die anderen, schon allein aus Interesse. Was die Lauftechni­ken betrifft, kann man sich bei den Norwegern immer etwas abschauen. Man muss ja nicht zwangsläuf­ig immer etwas ändern. Beim Schießen ist es Erik Lesser, der mit seiner Geschwindi­gkeit ja immer noch Maßstäbe setzt.

Freuen Sie sich, dass er noch zum WM-Team stoßen wird?

Klar. Er gibt mir nach wie vor Tipps, schlüpft beim Training auch mal in die Trainerrol­le. Das weiß ich sehr zu schätzen. Und er ist mit seiner Art supergut fürs Teamklima. Mit ihm kommt der Spaß nie zu kurz.

Im Gesamtwelt­cup sind Sie derzeit 18. – wohin kann es noch gehen?

Wenn man sieht, wer da vor einem steht, wird es verdammt schwer, weiter nach oben zu klettern. Es kann ja auch ganz schnell in die andere Richtung gehen. Deshalb wäre ich zufrieden, wenn ich diesen Platz bis zum Saisonende halten könnte.

Gibt es Unterstütz­ung von zu Hause hier in Antholz?

Mein Vater ist hier. Und einige Leute aus meinem Verein sind in Antholz immer dabei; auch bei den Weltcups. Die freuen sich, dass sie diesmal mit Erik und mir zwei Frankenhai­ner anfeuern können.

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