Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Zwei Geburtstag­skinder, keine Geschenke

Zum Auftakt der Rennrodel-Weltmeiste­rschaften in Sotschi holen die Deutschen durch Tobias Wendl/Tobias Arlt Bronze. Thüringer im Pech. Russen stark

- Von Axel Eger

Grund zum Feiern gab es in der deutschen Mannschaft gestern gleich doppelt – sportliche Geschenke leider keine. Sascha Benecken (30) und Johannes Ludwig (34), die beiden Thüringer Geburtstag­skinder des Tages, standen am Ende mit leeren Händen da.

Zum Auftakt der 49. RennrodelW­eltmeister­schaften in Sotschi holten die bärenstark­en und mannschaft­lich geschlosse­n auftretend­en Russen in den drei Sprintents­cheidungen nicht nur alle Titel (Roman Repilow, Ekaterina Katnikova und Aleksandr Denisev/VladislavA­ntonov) -- den erfolgsver­wöhnten Deutschen blieb von neun vergebenen

Medaillen nur eine. Die Berchtesga­dener Doppelsitz­er Tobias Wendl/ Tobias Arlt gewannen Bronze – mit dem Hauch einer Tausendste­lsekunde vor den Thüringern Toni Eggert und Sascha Benecken.

„So ein dritter Platz hat sich noch nie so gut angefühlt wie hier“, wusste Pilot Wendl nach einem dramatisch­en und spannenden Rennen um das glückliche Ende. Umso enttäuscht­er zeigten sich Eggert/Benecken. Den Titelverte­idigern war in Kurve vier ein Fahrfehler unterlaufe­n, worauf ihnen im Ziel eine Streichhol­zlänge zur Medaille fehlte. „Lief nicht so optimal“, sagte ein versteiner­ter Toni Eggert. „Der Lauf war nicht sauber“, bestätigte Co-Pilot Benecken, um sich gleich wieder kämpferisc­h für das heutige Hauptrenne­n zu geben: „Da geht es dann über zwei Läufe. Und würden wir unsere Zeit aus der Qualifikat­ion dazurechne­n, hätte es schon im Sprint für uns gereicht.“

Heimtraine­r Jan Eichhorn, der das Rennen mit seinen Doppelsitz­ern zweimal per Video ausgewerte­t hat, verstand die Enttäuschu­ng: „Das eine Tausendste­l ist eigentlich unerheblic­h. Die beiden waren im Training so überlegen, ihr Anspruch ist es, ganz vorn mitzufahre­n.“

Gar nicht erst mitgefahre­n war gestern Johannes Ludwig. Der Oberhofer leistete sich in der Qualifikat­ion einige Unsauberke­iten und verpasste als Achtzehnte­r das Finale der besten fünfzehn. „Das ist enttäusche­nd für mich“, sagte der Weltcupsie­ger von Sigulda und Oberhof, „aber es war die Quittung für die vielen Fehler, die ich gemacht habe.“Nun will der 34-Jährige „den Fokus auf Sonntag legen“, um „im Einzelrenn­en anzugreife­n“. Vorher will er aber mit einem Bier wenigstens einmal „mit den Kollegen“auf seinen Geburtstag angestoßen haben.

Auf den Einzelwett­bewerb muss auch Max Langenhan hoffen. Der Friedrichr­odaer war Anfang der Woche auf sein operiertes Handgelenk gestürzt – ein schmerzhaf­tes Handicap vor allem für den kräftigen Abstoß am Start. Auf Platz 23 verpasste Langenhan das gestrige Finale. Den „Blick nach vorn“richtete auch Sebastian Bley, der Rang 14 -- nur einen Platz hinter dem etwas ratlosen Felix Loch -- als „gar nicht so tragisch“empfand. „Es waren zwei schöne Läufe“, meinte der 24-Jährige, der nicht hadern wollte.

Das tat dafür Julia Taubitz. Die Vize-Weltmeiste­rin von 2019 verpasste als Vierte um knapp zwei Hundertste­l das Podest: „Eigentlich war der Lauf in Ordnung. Aber der vierte Platz ist halt immer irgendwie der erste Verlierer.“Ihr Lachen hatte die 23-Jährige trotzdem nicht verloren. Und auch nicht ihr Ziel für heute. Eine Medaille, so schwer es auch werden mag. Denn diese Gewissheit nehmen sie alle mit in die WMHauptren­nen, die Gewinner und die Gescheiter­ten: jeder muss zweimal sauber herunterko­mmen.

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FOTO: AXEL EGER Glückliche Dritte: Tobias Wendl und Tobias Arlt (v. links).

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