Thüringische Landeszeitung (Weimar)

„Beim Dart geht er regelmäßig unter“

Der ehemalige Kicker des SC 03 Weimar, Lucas Weis, über sein Image als Wandervoge­l und harte Bruderduel­le

- Von Jakob Maschke

Wenn Lucas Weis mal eine Biografie schreiben sollte, könnte sie heißen: „Mein Leben als Wandervoge­l“. Weit weg hat es ihn als Fußballer zwar nie verschlage­n, doch der 31-Jährige hat bereits für acht verschiede­ne Vereine gespielt.

Von der E- bis zur C-Jugend beim FC Rot-Weiß, entschied er sich gegen die Sportschul­e und den Kampf um die Profikarri­ere, ging zurück zu seinem Heimatvere­in SV Witterda. Dort im Männerbere­ich in der damaligen Bezirkslig­a angekommen, wechselte er zum FC Gebesee in die Landesklas­se. Anschließe­nd ging es in die Thüringenl­iga nach Mühlhausen, weiter nach Dachwig, zum SC 03 Weimar, dann berufsbedi­ngt nach Sangerhaus­en in die Verbandsli­ga Sachsen-Anhalt. Dort brach er sich die Kniescheib­e, machte anderthalb Jahre Pause und versuchte sein Glück in Martinroda. Nun, nach erneuter anderthalb­jähriger Pause wegen der Familie, folgt mit dem SV Blau-Weiß Büßleben Verein Nummer neun.

Wir sprachen mit ihm über seine Odyssee, verbissene Duelle mit seinem Bruder Carsten, seine Rolle in Büßleben und einen hypothetis­chen Anruf des FC Rot-Weiß.

Warum hat der Familienva­ter Lucas Weis noch einmal sein Comeback als Fußballer gegeben, und warum ausgerechn­et in Büßleben?

Ich bin Fußballer durch und durch, da juckt es einfach. Ich habe Lust und nun auch die Zeit, wieder zu spielen. Über Co-Trainer Lutz Stöber, der noch mit meinem Vater zusammenge­spielt hat, kam der Kontakt mit Büßleben zustande. Die Mannschaft ist jung und ambitionie­rt, der Verein hat sich sehr um mich bemüht – das passt.

Wie ist Ihr erster Eindruck?

Der erste Test gegen Wacker Gotha war gut, gerade die erste Halbzeit. Hier sind hungrige Spieler mit viel Potenzial, das gefällt mir.

Welche Rolle sollen Sie in ihrem neuen Team spielen?

Die Jungen mit meiner Erfahrung führen, das Spiel im Zentrum von der Sechserpos­ition aufbauen.

Büßleben ist ein Dorfverein und dennoch seit Jahren konstant in der Landesklas­se vorn dabei. Kann, mit Ihnen als langjährig­em Verbandsli­gaspieler, der Aufstieg gelingen?

Da ich als Witterdaer aus einem Dorfverein komme, mag ich dieses familiäre Flair. Es gibt mit Erfurt Nord und Altengotte­rn starke Gegner, aber unsere Truppe ist heiß auf das Abenteuer Thüringenl­iga. Sie kann um den Aufstieg mitspielen.

Und Sie sind sicher heiß auf ein Duell mit Ihrem Bruder Carsten, der für Bad Langensalz­a spielt.

Klar. Wer uns kennt, der weiß, dass es immer mit viel Feuer zur Sache geht, wenn wir aufeinande­rtreffen. Das war ja schon drei-, viermal der Fall. Wir werden wegen unserer ähnlichen Statur und Spielweise gern mal für Zwillinge gehalten.

Ehrt oder ärgert Sie das? Carsten hat es ja kurzzeitig zum Profi geschafft, wird aber anderersei­ts scherzhaft „Dicker“genannt.

Ach, die Natur hat es halt so gewollt, dass wir nicht die Größten und Schnellste­n werden. Dafür haben wir trotzdem ganz gutes Talent mitbekomme­n. Der Spitzname hat sich übrigens auch bei mir durchgeset­zt, ich wurde in einigen meiner Vereine ebenfalls „Dicker“genannt.

Wer hat die Duelle in der Kindheit eigentlich gewonnen?

Unentschie­den, würde ich sagen (lacht). Auch da ging es energisch zur Sache – und öfter was zu Bruch, zum Leidwesen unserer Eltern.

Waren Sie jemals etwas neidisch darauf, dass Carsten als Fußballer die bessere Karriere hingelegt hat als Sie?

Nie. Er hat sich das redlich verdient, musste als Sportschül­er viele Entbehrung­en in Kauf nehmen, um die ich ihn nicht beneidet habe.

Was können Sie besser als er?

Mein linker Fuß ist besser, das hat er selbst schon zugegeben. Außerdem sind wir leidenscha­ftliche Dartspiele­r – und es schmeckt ihm gar nicht, dass er da gegen seinen kleinen Bruder regelmäßig sang- und klanglos untergeht (lacht).

Sind von all Ihren Vereinen eigentlich gute Kontakte geblieben?

Nach Witterda nach wie vor, da habe ich immer noch viele Freunde. Martinroda auch noch vereinzelt. Zakaria Zeudmi, mit dem ich in Gebesee und Mühlhausen zusammenge­spielt habe, ist sogar ein richtig guter Freund geworden, auch wenn er mittlerwei­le in Frankfurt lebt.

Hätten Sie sich gewünscht, mal längerfris­tig bei einem Verein zu bleiben, oder wollten Sie einfach gern immer wieder was Neues erleben?

Ich bin prinzipiel­l neugierig, wäre aber gern mal irgendwo richtig angekommen. In Mühlhausen unter Heiko Nowak wäre ich zum Beispiel gern länger geblieben, hatte aber Differenze­n mit dem Vorstand.

Wie stehen Sie eigentlich zu Ihrem Kindheitsv­erein FC Rot-Weiß und den dortigen Entwicklun­gen?

Klar verfolge ich das. Es ist sehr schade, wie sich das entwickelt hat, mit dem ganzen Hickhack um die Regionalli­ga, der ungewissen Zukunft und der Aberkennun­g des Status als Nachwuchsl­eistungsze­ntrum. Ich hoffe, es geht für RWE zumindest in der Oberliga weiter.

Was wäre, wenn RWE Sie und Ihren Bruder anruft und fragt, ob Sie als Mittelfeld­duo helfen wollen?

(lacht) Dann würde ich wiederum erstmal meinen Bruder anrufen und beraten, ob unsere Knochen das noch mitmachen. Im Ernst: Natürlich würde man darüber nachdenken. Aber der „Dicke“ist 34, ich werde 32. Da soll der FC Rot-Weiß doch lieber die Jungen ranlassen.

 ?? FOTO: FRANK STEINHORST ?? Zuletzt war Lucas Weis bis vor rund anderthalb Jahren für den FSV Martinroda am Ball – hier bei einem Testspiel gegen den FC Rot-Weiß Erfurt, damals noch Drittligis­t, mit Theodor Bergmann, der immer noch in der dritten Liga, allerdings für den 1. FC Kaiserslau­tern aktiv ist.
FOTO: FRANK STEINHORST Zuletzt war Lucas Weis bis vor rund anderthalb Jahren für den FSV Martinroda am Ball – hier bei einem Testspiel gegen den FC Rot-Weiß Erfurt, damals noch Drittligis­t, mit Theodor Bergmann, der immer noch in der dritten Liga, allerdings für den 1. FC Kaiserslau­tern aktiv ist.
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Sportduell­e von Kindesbein­en an: Wenn sich Carsten (hinten) und Lucas Weis maßen, ging laut jüngerem Brüder „öfter was zu Bruch“.
FOTO: PRIVAT Sportduell­e von Kindesbein­en an: Wenn sich Carsten (hinten) und Lucas Weis maßen, ging laut jüngerem Brüder „öfter was zu Bruch“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany