Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Schmucklose Giebelwand in Kunstwerk verwandelt
Neue legale Flächen für Graffiti und Streetart in Schöndorf eröffnet. Wohnstätte unterstützt Projekt des Teams Jugendarbeit
„Ein außergewöhnliches Bild, aber trotzdem sehr passend“, zeigte sich Udo Carstens, Geschäftsführer der Weimarer Wohnstätte, am Samstag begeistert von dem Kunstwerk, das Manuel Haupt (Künstlername „Retur") und Sven Morawitz („Monarch“) an die Giebelwand des Wohnblocks an der Carl-Gärtig-Straße 7/9 gezaubert hatten. „Wir wollten weitere Flächen schaffen, damit junge Menschen sich kreativ ausleben können“, unterstrich Streetworker John Panknin, Leiter Team Jugendarbeit Weimar, bei der Eröffnung. Bei der Weimarer Wohnstätte hatte das Anliegen Gehör gefunden. An zwei rund 14 Meter hohen Giebelwänden der Wohnblocks Carl-Gärtig-Straße 7/9 können Street-ArtKünstler jetzt ihre Kunstfertigkeit beweisen.
Nach dem Abriss der alten Turnhalle Meyerstraße waren als legale Sprühflächen in Weimar lediglich zwei offizielle Orte geblieben: im Stadtzentrum in der Nähe des Rathenauplatzes (hinter dem Atrium) und im Stadtrandgebiet am Ende der Schwanseestraße. Den Bedarf der Streetart-Künstler konnte durch diese beiden Orte nicht gedeckt werden. Ortsteilbürgermeister Willibald Neubert unterstützte das Anliegen deshalb nicht nur konstruktiv, er sorgte bei Einweihung der neuen Flächen auch rasch und unbürokratisch dafür, dass die Street-Art-Künstler von der Firma Seifert für ihr wandfüllendes Kunstwerk eine Hebebühne bekamen. „Das ist Kunst“, zeigt Neubert sich vom Projekt überzeugt.
Mit einem Tageslichtprojekt der Marke Polylux hatten Manuel Haupt und Sven Morawitz das Bild von Baum, Tänzerin und Schmetterling an die Wand projiziert, um zunächst die Grundlinien nachzuzeichnen. „Zwei volle Tage“arbeiteten die erfahrenen Streetart-Künstler an der Fertigstellung. Was die Zukunft ihres Bildes angeht, zeigen sie sich pragmatisch: Vielleicht malen sie selbst oder andere es irgendwann über.
„Wir wollen dafür werben, dass
Streetart wertvolle Kunst ist“, unterstreicht John Panknin mit Blick auf das Kunstwerk. „Ich finde es toll und bin begeistert“, kündigte Udo Carstens an, nach geeigneten weiteren Flächen zu schauen.