Thüringische Landeszeitung (Weimar)
„Jahrhundertschritt. Weltbilder und Bildwelten“zu besichtigen
Fusion der Galerien Hebecker in Weimar und Erfurt. Erste gemeinsame Ausstellung eröffnet
Einen „Jahrhundertschritt“dokumentiert die Galerie Hebecker mit der gleichnamigen Doppelausstellung, die „Weltbilder und Bildwelten“aus einem Jahrhundert von mehr als 50 Künstlern zeigt. Mit der retrospektiv angelegten Schau eröffnete Galerie am Samstag ihre Pforten erstmals wieder seit Beginn der Corona-Pandemie. Aufgrund der Coronakrise und um ein unnötiges Risiko zu vermeiden, sei auf eine Vernissage verzichtet worden.
Die Schließzeit wurde nicht nur genutzt, um die Räume an der Schillerstraße 18 in Weimar zu restaurieren und mit einem neuen Lichtkonzept zu versehen. Wie Susanne Hebecker und ihr Bruder Klaus informieren, schlossen sich die beiden Galerien Hebecker – die gleichnamige in Weimar und das Bilderhaus an der Krämerbrücke 30 in Erfurt – zusammen. „Für das Publikum ändert sich nicht so viel“, sagt Susanne Hebecker. Die inhaltliche Ausrichtung verändere sich nicht. Genutzt werden Synergieeffekte. Und die Geschwister Hebecker werden sich bei der Betreuung der Galerien in Weimar und Erfurt tageweise abwechseln. Die Eröffnungsausstellung findet parallel in beiden Galerien statt.
Die Auftaktausstellung anlässlich des Zusammengehens der Galerien sei retrospektiv angelegt und speise sich nach Angaben der Galeristen aus zweieinhalb Jahrzehnten programmatischer Galerie-Arbeit, die mehr als 250 Ausstellungen und etliche Publikationen umfassen. Die organisatorische Neuordnung der Galerien diene der Fortführung und Vertiefung des Umgangs mit einer Kunst, „die wir als von Moden und Modernismen emanzipiert ansehen und für eigenständig erachten“, unterstreicht Klaus Hebecker. Die Mehrzahl der thematischen Ausstellungen werde künftig in den größeren Räumen in Weimar stattfinden. Das Bilderhaus auf der Krämerbrücke habe „einen ganz eigenen Charme“, sagt Susanne Hebecker
und eigne sich für „kleinere, intimere Kunstwerke“.
Weiterhin werde das Profil der Galerie Hebecker bestimmt von deutscher Kunst des 20. Jahrhunderts, von Kunst der „Verschollenen Generation“und Kunst des expressiven Realismus. Insbesondere die vom Nationalsozialismus, vom Zwang zur Emigration, von der Formalismusdebatte in der DDR und von kunstmodischen Diktaten betroffenen Künstler haben eine Heimstatt bei Hebecker. Die Doppelausstellung zeigt Werke von A wie Elisabeth Ahnert (1885-1966) und Gerhard Altenbourg (19261989) bis Z wie Baldwin Zettl (Jahrgang 1943) und Lothar Zitzmann (1924-1977) und ist bis zum 20. Juni zu besichtigen. Wer die Werke von Wolfgang Mattheuer schätzt, von Bernhard Heisig, Gerhard Marcks, von Karl Ortelt, Otto Paetz und Alfred Traugott Mörstedt, – hier wird er fündig. Klaus Hebecker erinnert in seinem begleitenden Text zur Ausstellung an die Ursprünge der beiden Ausstellungsorte, die Mitte der 1990er Jahre von dem Germanisten, Kulturpolitiker und Museumsdirektor Michael Hebecker (19412008) gegründet worden waren.
Galerie Hebecker Weimar, Schillerstraße 18, Di-Fr 11-18 Uhr, Sa 11-16 Uhr; Galerie Hebecker Erfurt, Krämerbrücke 30, Fr 11-18 Uhr, Sa u. So 11-16 Uhr