Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Unwetter lässt Flüsse steigen
Die vier unterstützenden Unternehmen berichten über ihre Herausforderungen während der Corona-Pandemie
Braun und angestiegen durch die Regenfälle der letzten Nächte ist das Wasser des Flusses Gera unterhalb der Krämerbrücke. Ganz Thüringen hat am Wochenende nicht nur den bisher heißesten Tag des Jahres erlebt, sondern auch Unwetter.
Dies sei in der Tat kein normaler „Durchblick“-Jahrgang, so Winfried Spiegel, Geschäftsführer vom IZOP-Institut in Aachen und zeigt sich dennoch zufrieden. Schüler für Gesellschaft, Wirtschaft und regelmäßige Zeitungslektüre zu begeistern, ist für die TLZ und vier Firmen schon seit sieben Jahren Anlass, das Schulprojekt des IZOPInstituts „Durchblick – Jugend und Wirtschaft“zu starten.
170 Schüler aus neun Thüringer Klassen beteiligen sich in diesem Jahr, bekamen von November 2019 bis Mai 2020 kostenlos die Zeitung oder ein E-Paper zugestellt, um nach der Zeitungslektüre selbst zu Reportern mit Schwerpunkt auf ökonomischen Themen zu werden.
Die Mediengruppe Thüringen hat für die beteiligten Klassen noch einen weiteren Monat kostenloser Zustellung obendrauf gelegt. Im Laufe des Schuljahres werden die Beiträge auf „Durchblick“-Seiten in der TLZ veröffentlicht und final prämiert. Unterstützung findet das Projekt außerdem durch die Sparkasse Gera-Greiz, die Deutsche Post, das Marienstift Arnstadt und den Berliner Energieversorger Lekker. Doch auch diese Firmen hat die Corona-Krise vor neue Herausforderungen gestellt.
Deutsche Post sichert Kommunikation und Versorgung
Alle rund 190.000 Mitarbeiter des Postkonzerns, darunter die 113.500 Zustellkräfte, hätten in den vergangenen Wochen ihr Bestes gegeben, damit nach wie vor die Kommunikation und Versorgung mit Waren und Gütern in ganz Deutschland aufrecht erhalten werden konnte, so der Unternehmenssprecher Thomas Kutsch. Auch sie seien ebenso wie zahlreiche weitere Berufsgruppen zu „Helden des Alltags“geworden. Er führte als Beispiel die Postbotin Susann Schultz aus Großbreitenbach an, die als einzige Zustellerin, in Schutzkleidung gehüllt, in Neustadt/Rennsteig in der Zeit der Quarantäne die Postversorgung sicherstellte.
Die Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden stehe im Unternehmen immer an oberster Stelle. Man habe dafür umfangreiche Schutzmaßnahmen umgesetzt, die gegenseitigen Kontakte minimiert, verzichte bei der Paketübergabe weiterhin auf die eigenhändige Empfangsbestätigung und habe allein für die Zustellung 30.000 Liter Handdesinfektionsmittel zur Verfügung gestellt. Außerdem führe jedes Zustellfahrzeug einen Wasserkanister zum Händewaschen mit.
Während die meisten Geschäfte, Gaststätten und viele öffentliche Einrichtungen zeitweise schließen mussten, blieb die Sparkasse GeraGreiz geöffnet. „Wir konnten also auch in schwieriger Zeit ein Stück
Normalität vermitteln. Das war natürlich mit einem Kraftakt verbunden. Für uns stand und steht ganz obenan, die Gesundheit unserer Kunden und Mitarbeiter zu schützen. Ich bin froh, dass unsere Belegschaft von Corona verschont wurde – und hoffe sehr, dass das so bleibt“, betont Markus Morbach, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gera-Greiz.
Sehr frühzeitig wurde der Krisenstab aktiviert, um den Geschäftsbetrieb unter den veränderten Bedingungen zu organisieren. Jeder dritte Mitarbeiter habe fortan vom Homeoffice aus gearbeitet. Man habe die digitalen Angebote ausgebaut, 18 zusätzliche Telefonnummern geschalten, im Internet ein Informationspaket zusammengestellt und einen Corona-Newsticker angeboten. Darin sieht Markus Morbach auch die größte Chance dieser Krise: „Die Digitalisierung der ganzen Gesellschaft erhält aktuell kräftige und nachhaltige Impulse. Unsere Sparkasse baut ihr digitales Angebot ständig aus, wobei unsere Kunden die Gewissheit haben, dass auch weiterhin Menschen, die ihren Job aus dem Effeff beherrschen, persönlich für sie vor Ort sind.“
Zudem bedankt er sich bei all seinen Mitarbeitern: „Arbeitsprozesse mussten in kürzester Zeit völlig neu organisiert werden. Und dann brachte die Corona-Krise ja nicht nur Veränderungen im Job, sondern auch in der Familie. Eine menschliche Herausforderung, vor der ich allergrößten Respekt habe.“
Auch die Lekker Energie GmbH aus Berlin ist bislang gut durch die Corana-Krise gekommen, was laut Unternehmenssprecher Robert Mosberg auch daran lag, dass das Unternehmen schon seit langem mobiles Arbeiten befürworte. „Das hat sich jetzt bezahlt gemacht. Die allermeisten Mitarbeiter haben einen Laptop und konnten entsprechend auch ortsunabhängig arbeiten. Videokonferenzen über Zoom waren schon früh im Unternehmen gelernt und wurden jetzt noch intensiver genutzt.“Für das Unternehmen sei die Krise ein unerwarteter Praxistest gewesen, wie es digital aufgestellt sei, so Mosberg weiter.
„Aktuell läuft eine Mitarbeiterbefragung, auf deren Ergebnisse wir sehr gespannt sind. Klar ist, dass wir 100 Prozent digital agieren können. Das heißt aber nicht, dass wir künftig auf die physische Präsenz der Beschäftigten verzichten wollen. Der Austausch und das Miteinander haben aber auch für uns eine hohe Bedeutung und werden, sobald das wieder möglich ist, gepflegt.“Besonders bedauerlich: Durch die Kontaktsperre kam es leider nicht zum Besuch der Schüler aus Thüringen in Berlin bei Lekker: „Wir hatten einen IT-Schnupperkurs geplant, denn für uns ist – genauso wie für die Schüler – die Digitalisierung von großer Bedeutung. Das Angebot besteht aber weiterhin.“
Ganz nah dran an den Menschen und damit von Kontaktbeschränkungen besonders betroffen, ist das Marienstift Arnstadt und sein Tochterunternehmen. „Mit der Fachklinik Fachklinik für Orthopädie in Arnstadt, den Kitas in Erfurt und
Arnstadt, den vielfältigen Beratungsstellen, der Emil-Petri-Schule, den Kinder- und Jugendeinrichtungen, der Wohnungsnotfallhilfe, den Frauenhäusern und der Obdachlosenarbeit, den Kleiderkammern und Tafeln und mit der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen in unserer Werkstatt am Kesselbrunn und den Wohnangeboten dürfen wir uns zu den heute so viel besprochenen „Systemrelevanten“zählen“, erläutert Sprecherin Daniela Klose und betont, dass die Virus-Gefahr spätestens seit März für jede einzelne Einrichtung eine Neuorganisation von Arbeitsabläufen bedeute.
Man habe überall rasch reagiert. Die Tafel des Marienstifts in Ilmenau und das „Café des Herzens“der Stadtmission Erfurt seien gerade in den vergangenen Wochen eine wichtige Stütze für finanziell Schwächere gewesen. „Als Spenden zu Beginn der Corona-Phase ausblieben konnten wir dank der finanziellen Förderung über die Aktion „Thüringen hilft“der Diakonie Mitteldeutschland Lebensmittel zukaufen. Dies hat geholfen, die kritischen Wochen zu überbrücken“, so Daniela Klose weiter. „Es ist beeindruckend, mit welcher Kreativität, Fleiß, Engagement und Herzblut unsere Mitarbeitenden trotz der erschwerten Arbeitsbedingungen für die ihnen anvertrauten Menschen da sind“, betont die Unternehmenssprecherin des Marienstifts.