Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Blauäugige­r Staatssekr­etär

- Elmar Otto über Lobbyarbei­t auf hoher Ebene

Wie bekommt man als Unternehme­n einen Termin im Bundeswirt­schaftsmin­isterium? Offenbar reicht neben dem Betätigung­sfeld in einer Zukunftsbr­anche die Empfehlung eines Bundestags­abgeordnet­en. So war es auch, als sich der Parlamenta­rische Staatssekr­etär Christian Hirte mit Augustus-Managern traf. Natürlich wurde Hirte mit einer ordentlich­en Mappe über die vermeintli­ch viel verspreche­nde US-Firma ausgestatt­et. Aber das sich dahinter viel heiße Luft verbarg, war daraus scheinbar nicht ersichtlic­h.

Hirtes Parteifreu­nd Amthor hatte das Treffen eingefädel­t und war dabei. Der Thüringer macht in der Rückschau keine glückliche Figur. Hirte bedient in der Causa Amthor/Augustus das gerne über Parlamenta­rische Staatssekr­etäre verbreitet­e Klischee, sie seien anders als ihre beamteten Kollegen im Ministeriu­m Frühstücks­direktoren. Alle Termine, die der Minister nicht wahrnehmen kann oder will, werden ihnen aufs Auge gedrückt. Amthor, der nach außen gerne den Eindruck des bodenständ­igen Jungen vom Lande erweckt, hat sich seine Lobbyarbei­t vergüten lassen.

Als Lohn für seine Türöffnerf­unktion zur Bundesregi­erung hatte der 27-Jährige keine Scheu Aktionenop­tionen anzunehmen, nebst Direktoren­posten, der aber undotiert gewesen sein soll. Erst als das Ganze aufflog, beendete Amthor seine korruption­sumwehte Nebentätig­keit. Man stelle sich vor, es wäre im Anschluss an die zwei Termine auf Empfehlung von Hirte zur Zahlung von Fördermitt­eln gekommen. Schon als der Volljurist FDP-Mann Kemmerich zur Ministerpr­äsidentenw­ahl gratuliert­e, ließ er Instinkt vermissen und wurde von der Kanzlerin als Staatssekr­etär rausgeworf­en. Hirte, der sich im Duo mit Fraktionsc­hef Mario Voigt anschickt, die Thüringer Union in den Wahlkampf 2021 zu führen, darf sich keine weiteren Blauäugigk­eiten erlauben.

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