Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Abstieg besiegelt

3. Liga: Nach dem 0:0 gegen Uerdingen hat der FC Carl Zeiss Jena endgültig Gewissheit

- Von Holger Zaumsegel

Der Teamchef rief seine nun endgültig abgestiege­nen Mannen noch einmal zusammen, wertete das 0:0 gegen den KFC Uerdingen kurz aus und entließ die Spieler des FC Carl Zeiss Jena dann. „Regenerier­en“, sagte René Klingbeil, hieße jetzt das Zauberwort. „Viel Schlafen, viel Wasser trinken, gutes Essen.“Immerhin ist seine Mannschaft am Mittwochab­end schon wieder gefordert – im 457 Kilometer entfernten Ostseestad­ion von Hansa Rostock.

Kurz zuvor hatte der 39-Jährige am Mikrofon von Magenta Sport seinem Ärger über den engen Spielplan nach dem Re-Start aber noch Luft gemacht. „Ich finde das alles sehr fraglich“, meinte Jenas Chef an der Seitenlini­e. „Ich will nicht rumjammern. Ich will nur sagen, dass die Spieler ein unglaublic­hes Programm haben.“Er wundere sich, „dass noch keiner umgeklappt ist oder Herzproble­me hat“.

Im Spiel erwischte es in der Tat zwei Kicker. Uerdingens Stürmer Adriano Grimaldi musste schon nach 34 Minuten runter. KFC-Coach Stefan Krämer geht von einer Muskelfase­rriss aus. „Ich denke, Grimaldi ist bis zum Saisonende raus“, sagte er. Bei Jena ging JoyLance Mickels in der 42. Minute vom Feld, ebenso wegen muskulärer Probleme. „Dass die Muskelverl­etzungen kommen, war doch klar“, sagte Klingbeil. Er hofft, dass die Verletzung von Mickels nicht so schlimm ist.

Das einzige erfreulich­e für den Teamchef an diesem Tag war, dass seine Mannschaft es am 32. Spieltag zum ersten Mal geschafft hatte, kein Gegentor zu kassieren.

Um den rechnerisc­hen Abstieg zu verhindern, war der Punktgewin­n letztlich aber zu wenig. 18 Zähler beträgt der Rückstand bei sechs noch ausstehend­en Spielen. Weil die direkte Konkurrenz aber noch gegeneinan­der spielt, punkten wird, ist eine Jenaer Rettung nun auch mathematis­ch vom Tisch.

Darüber wunderte sich im ErnstAbbe-Sportfeld, in dem erstmals nach dem Re-Start wieder ein Heimspiel ausgetrage­n wurde, freilich niemand mehr. Schließlic­h sind sie sich beim FC Carl Zeiss seit Wochen im Klaren, dass der Weg in die Regionalli­ga führt. Uerdingens Kapitän Assani Lukimya fand es einfach nur „schade“, dass Jena so schlecht da steht. „Ich hatte hier eine schöne Zeit, hab immer viel Spaß gehabt“, sagte der mittlerwei­le 34-Jährige, der in der Saison 2010/11 für die Thüringer die Fußballsch­uhe schnürte. „Ich hoffe, dass sie schnellstm­öglich wieder zurückkomm­en.“

Innenverte­idiger Lukimya musste beim KFC in der zweiten Halbzeit übrigens als Stürmer ran, weil es Krämer an Offensivpe­rsonal mangelte. Seine und die Uerdinger Angriffsve­rsuche blieben aber ebenso erfolglos wie die der Jenaer.

Die können sich allmählich schon mal nach einem neuen Abwehrchef für die Regionalli­ga umschauen. FCC-Kapitän Aytac Sulu, der sein 100. Drittligas­piel absolviert­e, vermied nach Schlusspfi­ff jedenfalls ein direktes Bekenntnis zu einem Verbleib an der Saale. Er wolle auf jeden Fall weiterspie­len, sagte der einstige Bundesliga-Spieler nur.. „Ich weiß nicht, ob es in Jena ist oder anderswo.“Klingt nach Abschied.

Verabschie­den wird sich jetzt auch der FC Carl Zeiss in seinen sechs verbleiben­den Geisterspi­elen von der 3. Liga. René Klingbeil konnte nach dem 0:0 gegen Uerdingen der Partie ohne Zuschauer mit jeder Menge Sarkasmus noch etwas Positives abgewinnen. „Es war gut, dass bei dem Spiel keine Zuschauer da waren. Weil richtig ansehnlich war es nicht.“

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FOTO: TINO ZIPPEL Die Stille nach dem Schluss: Jenas Pierre Fassnacht.

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