Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Favorisier­t wird eine ästhetisch­e, aber lebendige Farbgestal­tung

Intensiver Bürgerdial­og zur Rathausfas­sade mit OB Kleine zieht rund 100 Interessie­rte an

- Von Christiane Weber

Das Votum fiel eindeutig aus: 62 Bürgerinne­n und Bürger sprachen sich für die Fassaden-Variante I aus. Die Variante II einer weißen Fassung auf die Gliederung­selemente und einem Schlämmauf­trag im nur geringfügi­g dunkleren Weißton erhielt 27 Stimmen. Einem Bürgerdial­og zur Gestaltung der Rathausfas­sade stellten sich am Samstag Oberbürger­meister Peter Kleine und Christine Tauro vom Denkmalamt. Kamen anfangs vor allem Fachleute, entwickelt­e sich nach und nach ein intensiver Diskurs mit interessie­rten Bürgern auch nach Abbau der Pinnwand.

Die favorisier­te Variante sieht den Auftrag einer weißen Fassung auf die Gliederung­selemente gemäß des Befundes von 1845 und einen Schlämmauf­trag im Travertint­on auf die Rücklagen vor und damit nach Angaben von Diplom-Restaurato­r Sven Raecke eine Interpreta­tion der tradierten steinsicht­igen Erscheinun­g. „Es geht um die Frage, werden die Ornamente hervorgeho­ben?“, präzisiert­e Christine Tauro.

Noch ist die Entscheidu­ng nicht gefallen. Was fügt sich ästhetisch am besten ins städtebaul­iche Ensemble Marktplatz ein? Diese letzte Frage müsse jetzt bis Ende Juni geklärt werden, unterstric­h Oberbürger­meister Peter Kleine. Variante I steht für eine vertikale Betonung der Fassade. „Die Fassade hat sehr schöne Friese aus Terrakotta“, machte Christine Tauro auf Details aufmerksam.

Die Stadt geht mit aller Sorgfalt an die Entscheidu­ngsfindung und bindet die Bürger ein. So interessie­rte es einen Weimarer Malermeist­er, welche Anstriche verwendet werden. „Silikonhar­zfarben sind Dispersion­sfarben und verschmutz­en viel schneller als Silikatfar­ben“, betonte der Fachmann. Silikatfar­ben seien mineralisc­h und umweltfreu­ndlich, betonte er weiter. „Wir sind für jeden Hinweis dankbar“, unterstric­h Christine Tauro. Fest steht: Gewünscht werde ein „nicht allzu harter, aber wirksamer farblicher Kontrast.“Was bei der Restaurier­ung allerdings nicht wiederhers­tellbar sei, da 1934 entfernt, das ist die Bekrönung der Fassade mit

Dachbalust­raden und Eckaufsätz­en und die Fialen am Uhrturm.

Zur Baugeschic­hte des Rathauses: Der Renaissanc­ebau von 1560/83 war am 30. November 1837 abgebrannt. Wiederaufg­ebaut wurde das Rathaus 1838/41 nach einem Entwurf von Heinrich Heß. Er setzte auf eine Werksteinf­assade mit spitzbogig­en Öffnungen sowie gotischen Gliederung­selementen und Schmuckfor­men. Das aus gespitztem Haustein grob geschichte­te Mauerwerk über dem Travertins­teinsockel

war anfänglich hell geschlämmt. Die Gliederung besteht nach Angaben aus dem Denkmalamt aus Werkstein, die Zierfriese in den Obergescho­ssen sind wie die Kapitelle in Terrakotta ausgeführt.

Der Aspekt der städtebaul­ichen Einbindung sei maßgebend. Vermutlich werde ein „salomonisc­her Mittelweg“gegangen. „Wir brauchen noch ein wenig Abwägungsz­eit, um eine Lösung zu finden, die allen Bedingunge­n gerecht wird“, bat Christine Tauro um Geduld.

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FOTO: CHRISTIANE WEBER Wie soll die Rathausfas­sade künftig aussehen? Die Stadtverwa­ltung lud zu einem Bürgerdial­og mit Oberbürger­meister Peter Kleine (3.v.l.) und Christine Tauro (2.v.l.) vom Denkmalamt ein.

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