Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Eiermannbau in Apolda debütiert in Rolle als Miet-Galerie
Eröffnung der temporären Galerie „Bilderhauerkunst Thüringen“im Baudenkmal
Böse Zungen sprechen über das Baudenkmal als von einem Ort, an dem nun auch noch Millionen Euro Steuergelder aus dem Bundeshaushalt versenkt werden. Doch dass gerade der Eiermannbau von der Jury finanziell derart gewürdigt worden ist, das rührt nicht nur aus den Möglichkeiten, die sich visionäre Geister für das Objekt bereits überlegt haben, sondern aus dem bereits jetzt einmaligen architektonischen Charakter.
Auch ohne Förderung bräuchte sich der Eiermannbau nicht zu verstecken, denn schon im Sommer 2018 wussten dieser den im normalen Leben als Grundstücksentwickler arbeitenden Ralph Dierich zu beeindrucken. 2020 kehrte der in der Nähe von Gera lebende Kunstinteressierte dann mit einem fertigen Konzept nach Apolda zurück.
Seit dem Wochenende bereichert das Ergebnis seiner Netzwerkarbeit nun das Kulturangebot der Stadt, debütierte am Samstag die 300 Quadratmeter große Miet-Galerie „Bildhauerkunst Thüringen“mit 50 Exponaten von fünf Künstlern mit mittelbarem Bezug zum Freistaat.
Fünf Thüringer Bildhauer stellen im Eiermannbau in Apolda aus
In dieser Form und Größe ist das bisher einmalig. Bei der Schau der Werke von den Bildhauer Michael Ernst, Annekatrin Lemke, Robert Krainhöfner, Florian Schmigalle sowie Claudia Katrin Leyh zeigt, handelt es sich streng genommen nämlich nicht um ein Projekt der IBA (Internationale Bauausstellung Thüringen), die mit ihrer Zwischenpräsentation den Eiermannbau jüngst bereits als vorzügliche Ausstellungsfläche präsentiert haben. Es handelt sich um eine Einmietung im Rahmen der „Open Factory“, bei der über die IBA die ehemalige Fabrikfläche neuen und innovativen Nutzungskonzepten zur Verfügung gestellt werden soll.
„Ich war geplättet“, verrät Ralph Dierich über seinen ersten Besuch im Eiermannbau vor etwa zwei Jahren. Er kannte das Innere des Gebäudes zuvor noch nicht, aber bemerkte sofort, dass sich die Lichtverhältnisse besonders zur Ausstellung dreidimensionaler Objekte eigneten.
Die wahre Lichtflut machte sich auch bei eher düsterem Regenwetter bemerkbar. Selbst dann gebe es keine Notwendigkeit künstlicher Beleuchtung.
Coronavirus trübt nicht die Freude an Kunsterlebnissen
Zwar ist er selbst künstlerisch nicht aktiv, jedoch erfreut sich Ralph Dierich am Zustandekommen von Kunsterlebnissen. So organisierte der Immobilienmakler bereits Workshops und genießt es einfach, wenn die Menschen in eine Sache vollends abtauchen. Über sein Netzwerk sprach er die fünf Künstler an, deren Urteil über den Eiermannbau ähnlich ausfiel: „So einen geilen Raum haben wir in ganz Thüringen noch nicht gesehen“, gibt er deren O-Töne wieder.
Das Auftreten des Coronavirus sorgte zwar während der Planungsphase für Unsicherheiten, doch Ralph Dierich entschied sich für die Umsetzung. Seit Samstag ist die Schau nun Realität. Aktuell darf sie von bis zu zehn Personen gleichzeitig mit Mund-Nase-Schutz betreten werden und das noch bis zum 31. Oktober, immer samstags und sonntags und jeweils zwischen 11 und 18 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei.