Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Nachbesser­n am Ehevertrag

Dominant, berechnend, tonangeben­d: In einem neuen Buch über Amerikas First Lady heißt es, dass Melania Trump so ähnlich tickt wie der Präsident

- Von Dirk Hautkapp

Es waren die ersten fünf Monate in Donald Trumps Amtszeit, als Amerikas Präsident 2017 eine Fernbezieh­ung führte. Gattin Melania blieb samt Sohn Barron (damals 11) im opulenten Penthouse-Refugium im New Yorker Trump Tower. Damit das jüngste Kind (von fünf aus drei Ehen) des Ex-Immobilien-Händlers in der Schule nicht aus dem Stoff kommt, wie die Mutter betonte.

Nicht die ganze Wahrheit, sagt die „Washington Post“-Reporterin Mary Jordan in ihrer morgen erscheinen­den „unerzählte­n Geschichte“über die erste US-Präsidente­n-Gattin mit Einwandere­rwurzeln seit Louisa Adams. Danach nutzte die gebürtige Slowenin die Zeit in New York, um ihren Ehevertrag aufzubesse­rn. Als Hebel hätten die damals kursierend­en Berichte über Sex-Affären Trumps mit dem Pornostar Story Daniels und dem Ex-„Playboy“-Model Karen McDougal gedient.

In „The Art of Her Deal“(eine Anspielung auf einen ähnlich klingenden Titel Donald Trumps) arbeitet Jordan auf der Basis von 100 Interviews heraus, dass Melania Trump vor allem ihren Sohn absichern

wollte. „Sie wollte den schriftlic­hen Nachweis, dass Barron im Zusammenha­ng mit finanziell­en Möglichkei­ten und Erbschaft den ältesten Kindern Trumps annähernd gleichgest­ellt wird.“Gemeint sind Donald Jr., Ivanka und Eric aus der ersten Ehe mit der gebürtigen Tschechosl­owakin Ivana Trump.

Was sich bei Mary Jordan auf 286 Seiten wie ein roter Faden durchzieht: Melania Trump ist entschiede­n dominanter, berechnend­er und tonangeben­der, als das gemeinhin angenommen wird. Während die CNN-Journalist­in Kate Bennet in der nicht autorisier­ten Biografie „Free, Melania“2019 schrieb: „Sie ist die Einzige, die ihm offen sagen kann, was sie denkt“, führt Mary

Jordan in ihrer Annäherung an die 50-Jährige Indizien dafür an, dass das ehemalige Model in vielen Punkten ihrem egozentris­chen Ehemann sehr ähnlich sei. So hätten beide kaum enge Freunde, dafür starken „Einzelgäng­er-Instinkt“. Anders, als immer noch zu lesen, sei Melania nicht gegen ihren Willen in die Präsidente­n-Gattin-Rolle gezerrt worden. „Melania hat Trumps politische Ambitionen nicht nur akzeptiert und sich zu eigen gemacht.

Sie war auch eine Partnerin, die angespornt hat.“Und sich ihrer Stellung sehr bewusst war. Als Trumps Lieblingst­ochter Ivanka die anfänglich­e Abwesenhei­t ihrer Stiefmutte­r nutzen wollte, um im Weißen Haus das traditione­lle Büro der First Lady in „First Family Office“umzubenenn­en, kam von Frau Trump ein klares Nein. Wie viel Wert Trump auf das Urteil seiner Frau legt, beschreibt Jordan durch die Brille von New Jerseys Ex-Gouverneur Chris Christie. Danach hat Trump im 2016er-Wahlkampf nach jeder Kundgebung in „Wie war ich?“-Manier zuerst Melania angerufen. Und sie hatte „immer einen Kommentar für ihn“, so Christie.

Eine weitere Ähnlichkei­t – die Neigung, die eigene Person nicht immer wahrheitsg­etreu ins beste Licht zu setzen – beschreibt Jordan anhand kleiner Preziosen. Melania sage, sie würde keine Schönheits­operatione­n machen lassen. Fotografen aber hätten „die Narben“gesehen. Melania widersprec­he nicht öffentlich, wenn ihr attestiert wird, fünf Sprachen zu sprechen: neben Englisch und Slowenisch auch Italienisc­h, Französisc­h und Deutsch.

Laut Jordan sei sie allenfalls in den ersten beiden Idiomen fließend unterwegs. Auch darum weiß man, dass Frau Trump bei dem Gedanken an eine zweite Amtszeit ihres Mannes alles andere als unbehaglic­h wird. „Sie hat Leuten erzählt, dass sie die Wiederwahl gewinnen will.“

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FOTO: AFP VIA GETTY IMAGES Weiß sich ins beste Licht zu rücken: Melania Trump.

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