Thüringische Landeszeitung (Weimar)
„Deutschland hat es gut gemacht“
Die Geschäftsführer der Thüringen-Kliniken, Manuela Faber und Thomas Krönert, ziehen ein versöhnliches Fazit nach vier Monaten Pandemie
Im März schnellten die Corona-Zahlen nach oben. Krankenhäuser sollten nicht dringende Operationen zurückstellen und so Kapazitäten für schwere Covid-19-Fälle freihalten. Der Bund versprach, den Lockdown abzumildern. Den Gesetzentwurf zum Covid-19-Krankenhausentlastungsgesetz bezeichneten die Geschäftsführer der Thüringen-Kliniken, Manuela Faber und Thomas Krönert, seinerzeit allerdings als Witz. Der Entwurf riskiere das Fortbestehen der Kliniken. In einem Brandbrief an das Thüringer Gesundheitsministerium hieß es, man fühle sich mit ungeklärten finanziellen Fragen völlig allein gelassen und sei maßlos enttäuscht.
Vier Monate später treffen wir beide im Büro der Geschäftsleitung in Saalfeld. Die Atmosphäre wirkt entspannt. Deutschland habe es gut gemacht, auch weil zur richtigen Zeit doch noch die richtigen Schlüsse aus der Pandemie gezogen wurden, sagen Faber und Krönert. Eine unmittelbare Reaktion auf den Brief gab es damals zwar nicht. Dass derartige Mahnrufe aber nicht verpufften, habe sich an mehreren Korrekturen des Corona-Managements gezeigt.
Mit 800 Betten und 2000 Beschäftigten sind die Thüringen-Kliniken das größte kommunale Krankenhaus im Bundesland. Drei
Standorte gehören zum Verbund: das Stammhaus in Saalfeld, Rudolstadt und Pößneck. Seit Jahren setzt man untereinander auf Kooperation und Spezialisierungen. So kann auch ein kleines Krankenhaus wie das in Pößneck gut bestehen.
Und so kam man auch durch die mitunter chaotische Corona-Zeit. Als es kein Desinfektionsmittel gab, besorgte man Alkohol aus umliegenden Brennereien, um ihn in der eigenen Apotheke zu verarbeiten. Als eine vom Land versprochene Lieferung mit Schutzkleidung eintraf, enthielt sie statt der erwarteten Masken zigtausende Einweghandschuhe. So ließ man sich Masken vor Ort von Freiwilligen nähen. Der erste Corona-Patient überhaupt war in den Thüringen-Kliniken behandelt und gesund entlassen worden. Insgesamt waren es bisher 40 stationär aufgenommene Covid-19Erkrankte,
viel weniger als auf den zwei vorgehaltenen Intensivstationen erwartet. Ungefähr um die Hälfte war dafür der Klinikbetrieb zurückgefahren worden, Notoperationen fanden aber immer statt.
Inzwischen kehren auch die Thüringen-Kliniken wieder zu mehr Normalität zurück. Corona habe den Klinikalltag aber verändert. Die einzelnen Bereiche seien enger zusammengerückt. Man könne den Mitarbeitern gar nicht genug danken für Einsatz und Solidarität untereinander, betonen Faber und Krönert. Bei den Thüringen-Kliniken gibt es jetzt ein Lager für Schutzkleidung, die Pandemiepläne wurden angepasst. Konsequenzen erwarte man auch von der Politik. Investitionsförderung dürfe nicht länger ein Stiefkind bleiben, gute Behandlungsqualität müsse auskömmlich finanziert werden.