Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Turmuhr zeigt die Uhrzeit wieder in zwei Himmelsrichtungen
Feiningerkirche Gelmeroda: An Erneuerung der Kirchturmuhr nahm Gemeinde großen Anteil
Durch den deutsch-amerikanischen Bauhauskünstler Lyonel Feininger (1871-1956) erlangte die Dorfkirche in Gelmeroda Weltruhm. Auf vielen seiner Gemälde, Zeichnungen und Holzschnitte fehlt auch die Turmuhr nicht. Jetzt machte sich der ganze Ortsteil dafür stark, dass diese Uhr instandgesetzt wird. Ortsteilbürgermeisterin Veronika Majewski staunt selbst, wie hoch die Spendenbereitschaft und die Anteilnahme von Bürgern des Ortsteils für ihre Kirche ist. Dazu bedurfte es nicht einmal eines Aufrufs. Ungefähr die Hälfte der auf mehr als 4000 Euro bezifferten Kosten für die Instandsetzung kam durch Spenden zusammen. Die restliche Summe wurde aus Mitteln des Kirchenkreises finanziert.
Im Zuge der Außensanierung der Kirche war die Erneuerung der Kirchturmuhr intensiv vorbereitet worden, informierte Pfarrer Joachim Neubert. Die Uhr verfügt über zwei große Zifferblätter, die beide erneuert wurden. Da bei der letzten Sanierung der Kirche Anfang der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Mittel und die Kraft für das zweite Zeigerpaar auf der Ostseite der Kirche gefehlt haben, wurde dieses nach Angaben von Neubert nun ergänzt.
Früh um 7 Uhr begannen Silvio Beck und Peter Kranz vom Kölledaer Unternehmen „Glocken und Turmuhren Christian Beck“am Mittwoch ihre Arbeit. Von einem Hubsteiger der Firma Werner Middeke, Erfurt, aus, konnten Nordwie Ostseite bequem erreicht werden. Die Zeiger der Nordseite waren in der Werkstatt restauriert worden, jene der Ostseite fehlten seit Jahren und wurden ersetzt. Gegen 11 Uhr waren beide Zifferblätter und die Zeiger montiert. Im Anschluss fanden Justierung und Einstellung der Uhrzeit statt. Sehr gespannt zeigte sich Veronika Majewski, ob denn das Uhrwerk der Kirchturmuhr wieder zum Laufen gebracht werden kann. Es konnte. Nun zeigt die Turmuhr in zwei Himmelsrichtungen die genaue Uhrzeit. Die Firma Dach Schneider hatte bereits am Dienstag fehlende beziehungsweise schadhafte Schindeln am Kirchendach und Kirchturm ersetzt. Längst ausgeflogen waren bei Beginn der Arbeiten das Turmfalkenpaar und seine drei Jungen, deren Aufwachsen im Ortsteil voller Interesse beobachtet worden war.
Wie Peter Kranz erläutert, steuert ein elektronisches Uhrwerk die Zeitmessung. Viertelstündlich macht zudem das Schlagwerk die Uhrzeit hörbar. Während die Turmuhr über Funk gesteuert wird, werden die Glocken der Feiningerkirche noch von Hand geläutet. Und daran wird sich vorerst auch nichts ändern. Hat der Ortsteil damit doch noch eine kleine Attraktion, die von vielen gern bedient werden will.
Wie Veronika Majewski weiter informiert, zieht die Feiningerkirche jährlich rund 10.000 Besucher an. Damit sei viel Arbeit verbunden. Doch die Bürger helfen gern, weiß die Ortsteilbürgermeisterin. Nach wie vor werde die Feiningerkirche von Freitag bis Sonntag nach Einbruch der Dunkelheit in den „Feiningerfarben“angestrahlt.
Die Kirchengemeinde feierte die Instandsetzung der Kirchturmuhr mit Einwohnern und Vertretern der Gemeinde Gelmeroda um Ortsteilbürgermeisterin Veronika Majewski am Abend mit einer kleinen Einweihungsveranstaltung.