Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Alle Wege führen nach ... Koblenz
Urlaubstage sind kostbar. Da ist es besser, man weiß, worauf man sich einlässt – und worauf lieber nicht. Heute: die Mosel
In den Nachwendejahren war die Stadt Trier vor allem eines: ein Ossi/ Wessi-Test. Denn sozialisationsbedingt war die Moselmetropole im Osten vor allem als Geburtsort von Karl Marx ein Begriff, während dem Westdeutschen spontan die Porta Nigra in den Sinn kam. Längst ist Trier aber wieder, was es schon immer war: Startpunkt, um flussabwärts der Mosel zu folgen. Aus den rund 90 Kilometern Luftlinie nach Koblenz werden so fast doppelt so viele. Und die führen nicht nur durch eine entzückende Landschaft, sondern inzwischen auch wieder durch erstklassige Rieslinglagen. Denn nach düsteren Jahrzehnten ist der Moselwein dann doch mit der Zeit gegangen. Wenn auch nicht immer bis zu Ende: Fragt man den einheimischen Winzer unbedacht nach Bio-Wein, sagt der mit großer Gelassenheit: „Ach, man muss ja nicht jeden neumodischen Kram mitmachen.“Und mit Blick auf die 2000-jährige Weinanbaukultur in der Region hat er mit dem „neumodisch“sogar Recht.