Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Rittergut-Bewirtschafter setzen auf Feiern
Nach Übernahme durch Erfurter Unternehmen läuft Betrieb nach zwei Jahren Schließung in München wieder an
Das Rittergut München kehrt auf die Landkarte der Ausflugsziele und Feier-Orte im Weimarer Land zurück: Nach 13 Jahren bereitet der vormalige Besitzer und Betreiber Heiko Ritschel seinen Auszug vor.
Seit 1. Juli hat das Objekt einen neuen Eigentümer: Es gehört jetzt zur Treuenburg-Gruppe, einem Immobilien-Unternehmen mit Sitz in Erfurt. Neun Monate dauerten die Verhandlungen, der Kaufpreis liegt im 7-stelligen Bereich. Zur Bewirtschaftung hat sich eine Rittergut München GmbH gegründet, die am 15. Juli die Schlüssel für die Anlage übernahm. Geschäftsführer ist der 56-jährige Gothaer Dirk Heß, der bis 2017 ein selbstgegründetes Finanzmakler-Unternehmen in seiner Heimatstadt führte.
Hofladen und Streichelgehege sollen fortgeführt werden
Betriebsleiter und damit wichtigster Ansprechpartner vor Ort ist Sebastian Anders. Der 31-jährige gebürtige Chemnitzer hat langjährige Erfahrungen in der Gastronomie. Vor zwei Jahren zog er nach Thüringen und lebt jetzt in Apolda, „der Liebe wegen, aber auch durch einen neuen Job“, schmunzelt er.
Eine Housekeeping-Mitarbeiterin übernimmt die GmbH aus dem alten Team von Heiko Ritschel, hinzu kommt mit Eleonora Szabo eine vierte feste Angestellte, die sich schwerpunktmäßig um den Hofladen und die Tiere des Streichelgeheges kümmern soll.
Beide Elemente wollen die neuen Betreiber grundsätzlich weiterführen. Insgesamt aber soll sich der Schwerpunkt in Richtung Eventgastronomie verschieben: „Das Streichelgehege und der Hofladen sind mehr als Angebote für die Nachmittage in der Woche gedacht“, so Heß.
„An den Wochenenden soll hier hauptsächlich gefeiert werden.“Die Voraussetzungen seien ideal: Die Nachbarn wohnen relativ weit weg, hervorragende Lage mit der Nähe zu Weimar, Erfurt oder Bad Berka einschließlich der Zentralklinik. Ebenso die Infrastruktur: Rund 100 Parkplätze im Umfeld, Bahnanschluss, zudem Übernachtungsplätze für bis zu 60 Gäste im Objekt. Hochzeiten und andere Familienfeiern, Firmen-Events oder Seminare – das wollen die neuen Betreiber vor allem anbieten. Aber auch kulturelle Angebote seien angedacht, so Sebastian Anders.
Bis Ende September sollen Ideen zu Gesamtkonzept gebündelt sein
Nachdem das Objekt seit August 2018 geschlossen war, läuft nun ein „Soft Opening“: Der Pensionsbetrieb hat seit einigen Wochen wieder geöffnet, donnerstags bis sonntags bietet der „Rittergut-Treff“vor dem Tor Gebratenes und Getränke an, auch das Café hat an diesen Tagen geöffnet. Anders nimmt bereits Terminanfragen für Party-Wochenenden entgegen: „Die Nachfrage ist erstaunlich, obwohl wir noch gar nicht richtig in die Werbung gegangen sind.“
Auch Heß staunt: „Das Gut wird überregional wahrgenommen, die Anfragen kommen aus mehreren Bundesländern.“Am Konzept tüfteln die Verantwortlichen noch: Der Hofladen könnte in ein anderes Gebäude wandern und mehr den Charakter einer Markthalle bekommen. Der Zaun des Streichelgeheges ist dringend reparaturbedürftig, zudem braucht man für den erhofften Publikumsbetrieb deutlich mehr Sanitärräume.
Bis Ende September sollen die Ideen zu einem Gesamtkonzept gebündelt sein. Dann plant die Rittergut GmbH den Startschuss – mit einem Oktoberfest nach Münchener Art, wie schon Heiko Ritschel sie mehrere Jahre lang organisierte. Auch einen Weihnachtsmarkt als zweite Traditionsveranstaltung soll es in diesem Jahr wieder geben.
Heiko Ritschel fällt der Abschied durchaus schwer: „Die Entscheidung hatte rein private Gründe“, sagt er und bedankt sich in einem Schreiben an ehemalige Mitarbeiter, Gäste und Geschäftspartner für die jahrelange Treue. Sein Büro als Finanzdienstleister im Rittergut will er behalten, seinen Wohnsitz verlegt er ins nahe Bad Berka, wo auch seine Mutter lebt.