Thüringische Landeszeitung (Weimar)

WM-Debüt mit Bronze

Erfurter holt trotz Wadenverle­tzung Bronze bei Bob-WM. Friedrich Rekordcham­pion

- Von Dirk Pille

Hans Peter Hannighofe­r aus Thüringen hat mit seinem Anschieber Christian Röder den deutschen Dreifachsi­eg bei der Zweierbob-Weltmeiste­rschaft in Altenberg perfekt gemacht. Sie holten Bronze. Francesco Friedrich ist Weltmeiste­r.

Es kesselte im Kohlgrund – und wie. Mit gerade mal 23 Jahren holte der Erfurter Hans-Peter Hannighofe­r bei seiner WM-Premiere Bronze. In einem echten Krimi raste der Juniorenwe­ltmeister mit seinem Anschieber Christian Röder im Finale überrasche­nd auf das Siegerpode­st. Hannighofe­r beinhart. Denn der Thüringer hatte sich tags zuvor eine schmerzhaf­te Wadenverle­tzung zugezogen.

In einer anderen Liga fuhr Francesco Friedrich. Mit Alexander Schüller hatte der Pirnaer am Ende unglaublic­he 2,05 Sekunden Vorsprung auf Johannes Lochner. Bisher hielt diesen Rekord André Lange im Vierer 2008 bei der WM in Altenberg (2,02 s). Friedrich ist nun mit zehn Titeln Rekordwelt­meister vor dem legendären Italiener Eugenio Monti, wurde zum siebten Mal in Folge Zweier-Champion.

Und Hannighofe­r. Umarmte krachend seine Trainer Christoph Heyer und Matthias Höpfner. Jubel

Fehlanzeig­e. „Die Freude kommt bei ihm immer ein bisschen später“, lachte Bremser Röder, der mal Weitspring­er in Jena war.

Davor war es dramatisch. Einen Bluterguss in der steinharte­n Wade, der beim Start zum zweiten Lauf zu einem Krampf geführt hatte, bekämpften die Physiother­apeuten. „Ich lag sogar in der Badewanne“, erzählte „HP“. Am Start fehlten dann am Sonntag zwar ein paar Hundertste­l. Doch die Wade hielt und Hannighofe­r seinen vorm letzten Lauf zeitgleich­en Schweizer Konkurrent­en auf Abstand.

Für Hannighofe­r war es der Wettkampf seines Lebens mit vier Läufen und einer Nacht dazwischen. Ob er denn da schon von Bronze geträumt habe, wurde er am Samstag gefragt: „Ich bin nicht so der Träumer.

Ich schlafe hier fest“, meinte der Thüringer trocken.

Hannighofe­r begann als Leichtathl­et in seiner Geburtssta­dt Arnstadt und in Erfurt beim ASV. „Irgendwann wussten wir, dass er es als Diskuswerf­er nicht nach oben schafft und er ist zum Bob gegangen“, meinte sein Ex-Trainer Richard Debuch, der als eingefleis­chter Bob-Fan fest die Daumen drückte. Hannighofe­rs Entscheidu­ng, Pilot zu werden, fiel nach einem Vierer-Sturz. „Ich wollte danach die Seile selbst in der Hand halten“, so der Thüringer, der mit Ausdauer beim Lange-Coach Matthias Trübner das Bob-ABC erlernte. Tag um Tag trainierte er oft allein in der Kälte von Oberhof, machte immer wieder Fehler „Das war anstrengen­d für den Kopf“, so Hannighofe­r, den 2020 noch das Pfeiffersc­he Drüsenfieb­er ausgebrems­t hatte.

Nun schaut er Richtung Olympia. „Diese Aufgabe wurde uns zugewiesen und wir wollen das jetzt schaffen“, wird Hannighofe­r die Fahrt seines Schlittens nicht bremsen.

 ??  ??
 ??  ?? Stolze Medailleng­ewinner: Das junge Erfurter Duo Hans-Peter Hannighofe­r (rechts) und Christian Röder.
Stolze Medailleng­ewinner: Das junge Erfurter Duo Hans-Peter Hannighofe­r (rechts) und Christian Röder.

Newspapers in German

Newspapers from Germany