Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Auf den Spuren von Fröbels Minna
Kirsten Seyfarth widmet ihr neues Buch der ersten Weimarer Kindergärtnerin
Wenn am Mittwoch, 21. April, des 181. Geburtstages von Friedrich Fröbel gedacht und der Internationale Tag des Kindergartens gefeiert wird, richtet sich der Blick in Weimar auch auf Minna Schellhorn (1829 bis 1910), die erste Weimarer Kindergärtnerin.
Kirsten Seyfarth stellt ihr Leben in ihrem neuen Buch „Fröbels Minna“vor. Mehr als eineinhalb Jahre lang recherchierte die in Ottstedt b.M. lebende Publizistin. Sie fand heraus: Vor genau 170 Jahren realisierte Minna Schellhorn ihren Herzenswunsch, Kindergärtnerin zu werden. Die Weimarerin war eine der letzen Schülerinnen Fröbels.
Es ist die erste Publikation, die sich dieser außergewöhnlichen Frau widmet, die unbeirrt ihren Traum verwirklichte und ihre Schwestern begeistern konnte. Als „Schellhorn-Tanten“waren die drei Damen in Weimar legendär. Gemeinsam gründeten sie den ersten Weimarer Kindergarten.
Bei ihrer Spurensuche in Weimar und im Fröbel-Museum in Bad Blankenburg zeigte sich Kirsten Seyfarth immer deutlicher, welch interessante Persönlichkeit sie mit Minna Schellhorn ins Licht der Öffentlichkeit holte. Ausgangspunkt war ein journalistischer Termin auf dem Historischen Friedhof.
Die Kinder des Fröbel-Kindergartens hatten die Patenschaft für das Grab der Schellhorn-Schwestern übernommen. Kirsten Seyfarth erfuhr bei Lektüre des Archivmaterials und der Briefe, dass Minna Schellhorn zu den Initiatoren des Deutschen Fröbelvereins, später -verbandes, gehörte. Dass sie Anteil an der Herausgabe von „Fröbels Pädagogischen Schriften“hatte. Und dass der Schriftsteller Lew Tolstoi („Krieg und Frieden“und „Anna Karenina“) anno 1861 den Schellhornschen Kindergarten in Weimar besuchte, um Anregungen für seine Reformbestrebungen mit nach Russland zu nehmen. 1865 gründete Minna Schellhorn, die zeitlebens unverheiratet blieb, den „Allgemeinen Deutschen Frauenverein“.
Wie die Nachforschungen Kirsten Seyfarths ergaben, eröffnete Minna Schellhorn den Kindergarten am 3. November 1851 an der Erfurter
Straße. 1853 zog er in die Geleitstraße und 1869 ins Bertuchhaus. Nur sieben Jahre später zogen die Schellhorn-Tanten mit dem Kindergarten und der 1872 gegründeten Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen in das eigenes Domizil am Rollplatz 10 um.
Dort folgten ein Vierteljahrhundert pädagogischer Arbeit im Sinne Fröbels. Mit Verabschiedung von Minna Schellhorn in den Ruhestand 1897 traten die Schwestern die Immobilie an die Stadtgemeinde ab. Ihre Wirkungsstätte am Rollplatz 10 wurde 1929 abgerissen.
Wer die illustrierten 60 Seiten der Neuerscheinung durchblättert, ahnt kaum, wie viel Arbeitsaufwand in dem selbst verlegten Band stecken. „Mir haben sehr viele Bürger geholfen“, verweist die Autorin unter anderem auf Weimars Stadtarchivarin i. R. Gitta Günther und nennt die Namen Eberhard Neumeyer, Paul Saupe und Anita Sieb, die 2019 noch vor Fertigstellung des Manuskriptes starben. Finanziell unterstützt wurde das Buchprojekt von der Sparkasse Mittelthüringen.