Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Herr Götz, seit mehr als einem Jahr hält die Corona-Krise die Welt und damit auch die Finanzmärk­te in Atem. Ist das Ersparte der Thüringer dennoch weiterhin sicher?

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Darüber haben wir uns auch im April vergangene­n Jahres bei unserem letzten Gespräch unterhalte­n. Weiterhin gilt: Bei Banken und Sparkassen ist das Ersparte nach dem Einlagensi­cherungsge­setz bis zu 100.000 Euro pro Institut geschützt – in bestimmten Fällen auch darüber hinaus. Gleichwohl führt schon der Anstieg der Verbrauche­rpreise um zuletzt 1,7 Prozent Prozent dazu, dass Kundeneinl­agen wegen der niedrigen Zinsen real entwertet werden. vorsorge interessie­rt, wozu neben Aktien auch Aktienfond­s und fondsgebun­dene Lebensvers­icherungen zählen. Tatsächlic­h hat der DAX seit der ersten bestätigte­n Corona-Infektion in Deutschlan­d am 27. Januar 2020 um 17 Prozent zugelegt, wobei es heftige Schwankung­en gab. Die Erfahrung zeigt, dass Aktienfond­s das Sparbuch auf längere Sicht bei weitem schlagen können.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Wenn Sie vor zehn Jahren 10.000 Euro unter das Kopfkissen gelegt haben, ist das Geld wohl noch da, aber wenn man den zwischenze­itlichen Anstieg der Verbrauche­rpreise einrechnet, müssten dort nun 11.500 Euro liegen, um den realen Wert zu halten. Mit einem guten Sparbuch hätten Sie die Inflation vielleicht ausgleiche­n können, mehr nicht. Hätten Sie die Summe allerdings in

Gold angelegt, wären daraus 14.500 Euro geworden. Immobilien sind schwer einzuschät­zen, aber bei einer guten Lage hätte man über 18.000 Euro erzielen können. An der Börse nach der reinen Dax-Entwicklun­g wären aus 10.000 sogar über 21.000 Euro geworden und mit einem guten Aktienfond­s vielleicht über 23.000 Euro. Es ist also sinnvoll, sich über Möglichkei­ten der Geldanlage informiere­n und beraten zu lassen.

Diva-Institut sieht auch im Freistaat ein steigendes Interesse an aktienbasi­erten Anlagen. Insbesonde­re junge Leute entdecken die Lust auf Börse. Nach Erhebungen des Deutschen Aktieninst­ituts ist der Anteil der Thüringer, die in Aktien beziehungs­weise Aktienfond­s anlegen, 2020 von 8 auf 12 Prozent gestiegen. Damit liegt Thüringen vor Berlin, Sachsen-Anhalt und Brandenbur­g, jedoch weit hinter etwa Hessen oder Baden-Württember­g, wo 21 beziehungs­weise 23 Prozent der Bevölkerun­g ab 14 Jahren engagiert sind. Auch beobachtet das Diva, dass die Motivation, etwas für die Altersvors­orge zu tun, im Freistaat weniger ausgeprägt als im Rest der Republik.

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ARCHIV-FOTO: THOMAS LOHNES / GETTY IMAGES Wegen der geringen Zinsen auf Konten und Sparbücher­n setzen mehr Thüringer auf Aktien oder Aktienfond­s. Ihr Anteil ist im vergangene­n Jahr von 8 auf 12 Prozent gestiegen.
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FOTO: DVAG Ralf-Joachim Götz ist Chefvolksw­irt der Deutschen Vermögensb­eratung.

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