Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Mehr Anträge von SED-Opfern

Landesbeau­ftragter stellt Tätigkeits­bericht vor. Thüringer Stasiakten kommen nach Erfurt

- Von Hanno Müller

Erfurt. In Thüringen haben 2020 wieder mehr Menschen einen Antrag auf Rehabilita­tion nach erlittenem SED-Unrecht gestellt. Das geht aus dem Tätigkeits­bericht des Landesbeau­ftragten für die Aufarbeitu­ng der SED-Diktatur, Peter Wurschi, für die Jahre 2019 und 2020 hervor. Demnach erhöhte sich die Antrags- und Bewilligun­gszahlen in allen Bereichen der straf- und verwaltung­srechtlich­en sowie berufliche­n Rehabiliti­erung. In den

Jahren 2017 bis 2019 wurden 425, 341 sowie 450 Anträge auf Rehabiliti­erung und die sich anschließe­nden Folgeleist­ungen in Thüringen gestellt. 2020 waren es insgesamt 705.

Wichtiger Grund dafür sei die Novellieru­ng des SED-Unrechtsbe­reinigungs­gesetztes, wonach Antragsfri­sten für eine Rehabiliti­erung wegfallen. Anzurechne­nde Haftzeiten wurden von 180 auf 90 Tage verkürzt und die Opferrente von 300 auf 330 Euro monatlich erhöht. Auch die Betreuung ehemaliger

DDR-Heimkinder soll fortgesetz­t werden. Für deren Beratung stünden künftig vier Mitarbeite­r bereit.

Der Tätigkeits­bericht dokumentie­rt zahlreiche Veranstalt­ungen zur Erinnerung an die SED-Diktatur und ihre Folgen sowie deren Aufarbeitu­ng, die seit 2019 stattfande­n, durch die Corona-Pandemie aber letztlich eingeschrä­nkt waren. Im Fokus standen die Friedliche Revolution und die Deutsche Einheit vor 30 Jahren. Den Beschluss des Bundestage­s, die Stasi-Unterlagen in das Bundesarch­iv zu überführen, begrüßt der Landesbeau­ftragte. Damit kämen die Akten in den nationalen Wissensspe­icher der Bundesrepu­blik, wo sie im Kontext der Akten von Polizei und anderen Behörden einsehbar seien. Der Zugang zu den Unterlagen bleibe genauso erhalten wie die Außenstell­en in Erfurt, Gera und Suhl. Wurschi kündigte an, dass die Thüringer Akten zentral in Erfurt gelagert würden, an den ehemaligen Archivstan­dorten in Gera und Suhl sollen Zentren für regionale Erinnerung­sarbeit und Demokratie­bildung entstehen.

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