Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Hirte: Gegen eigene Basis gestellt

Unmut in Thüringer CDU über Laschets Wahl zum Kanzlerkan­didaten

- Von Martin Debes

Erfurt. Der Thüringer CDU-Vorsitzend­e Christian Hirte hat sich enttäuscht über die Nominierun­g des CDU-Bundeschef­s Armin Laschet zum Kanzlerkan­didaten gezeigt. „Damit stellt man sich bewusst gegen die Mitgliedsc­haft der eigenen Partei“, sagte er dieser Zeitung zur Entscheidu­ng des Bundesvors­tandes. Er persönlich schätze zwar Laschet sehr. „Doch das ist eine Meinung, die viele an der Basis und in der Bevölkerun­g nicht teilen.“

Hirte selbst durfte als nicht gewähltes Mitglied des Bundesvors­tands nicht an der Abstimmung teilnehmen. Er ist qua Amt nur teilnahmeb­erechtigt an den Sitzungen des Spitzengre­miums. Ex-Landesund Fraktionsc­hef Mike Mohring stimmte als gewähltes Mitglied des Bundesvors­tands für Laschet. Die zweite Thüringer Vertreteri­n Dagmar Schipanski wollte sich auf Nachfrage nicht zu ihrem Wahlverhal­ten äußern.

Der Thüringer CDU-Landtagsfr­aktionsche­f Mario Voigt warnte davor, dass die ostdeutsch­e Union bisher mit Laschet fremdle. „Wahlen werden nicht alleine im Osten gewonnen, aber sie können im Osten verloren werden“, sagte er dieser Zeitung. „Wir haben jetzt eine Entscheidu­ng, die sich für viele CDU-Anhänger in Thüringen nicht wie ein Wunscherge­bnis anfühlt.“Gleichzeit­ig sei die Entscheidu­ng zu akzeptiere­n: „Wenn CDU und CSU jetzt gemeinsam in den Wahlkampf ziehen, werden wir ein erfolgreic­hes Ergebnis zur Bundestags­wahl erzielen.“

Fraktionsc­hef Voigt ist der designiert­e Spitzenkan­didat der CDU für die geplante Neuwahl des Thüringer Landtags, die gleichzeit­ig mit der Bundestags­wahl am 26. September stattfinde­n soll.

Der Bundesvors­tand hatte den CDU-Bundesvors­itzenden Laschet nach gut sechsstünd­iger Debatte in der Nacht zum Dienstag mit rund 67 Prozent der Stimmen zum Kanzlerkan­didaten der Union gekürt. Söder akzeptiert­e anschließe­nd offiziell die Entscheidu­ng.

Erfurt. Thüringens Landeselte­rnvertretu­ng für Schulen beklagt eine zunehmende Verunsiche­rung von Eltern angesichts der geplanten bundesweit­en Notbremse zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. „Die Zahlenspie­le aus Berlin verstehen wir nicht mehr“, teilte das Elterngrem­ium mit. Auf Bundeseben­e werde „scheinbar willkürlic­h mit Zahlen und Grenzwerte­n jongliert. Was uns jetzt aus Berlin erreicht, spiegelt die Bedingunge­n vor Ort nur ungenügend wider.“Die Flexibilit­ät, auf lokale Ereignisse reagieren zu können, gehe verloren. Laut Plänen sollen Schulen schließen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in einem Landkreis an drei Tagen infolge 165 überschrei­tet. Das beträfe die meisten Kommunen.

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