Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Massive Vorbehalte gegen Bau einer Bogenschießanlage
Mitglieder des einstigen Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses warnen vor der entscheidenden Bauausschusssitzung
Saalfeld/Erfurt. Mehrere Mitglieder des ehemaligen Thüringer NSUUntersuchungsausschusses haben sich gegen Überlegungen ausgesprochen, in Saalfeld den Bau eines Bogenschießparcours im Ortsteil Schmiedefeld zu genehmigen. Sie glauben, dass damit ein weiterer Treffpunkt der rechten Szene im Freistaat entstehen könnte. Der Mann, der die Anlage betreiben wolle, habe schon während der parlamentarischen Ermittlungen zum NSU-Komplex eine Rolle gespielt, sagte zum Beispiel die Grüne-Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling unserer Zeitung. Ihr sei nicht bekannt, dass er sich jemals von der rechten Szene gelöst habe. „Deshalb ist dringend davon abzuraten, ihn ausgerechnet eine Bogenschießanlage betreiben zu lassen.“Auch der Thüringer Verfassungsschutz sieht das Vorhaben kritisch.
Mehrere Kommunalpolitiker hatten die Pläne im vergangenen Jahr bereits begrüßt. Unter anderem erhoffen sie sich Impulse für den Tourismus in der Region. Eine Sprecherin der Stadtverwaltung Saalfeld sagte, ob die Anlage genehmigt werde, hänge vom Landratsamt des Kreises Saalfeld-Rudolstadt als zuständige Baugenehmigungsbehörde ab. Ob die Gemeinde ihr Einvernehmen zu den Plänen erklären werde, solle bei einer Sitzung des zuständigen Bauausschusses am heutigen Mittwoch beraten werden. Wie Madeleine Henfling erklärten auch die Linke-Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss und die SPD-Innenpolitikerin Dorothea Marx, sie hielten es für keine gute Idee, dem geplanten Betreiber der Anlage eine entsprechende Genehmigung zu erteilen. Der Mann habe in der Vergangenheit Rechtsrock-Konzerte veranstaltet und bereits einen Treffpunkt der rechten Szene betrieben, sagte KönigPreuss. „Hinzu kommt, dass mir Informationen vorliegen, aus denen hervorgeht, dass diese Person mit dem verurteilten NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben und Personen, die den militanten Turonen zugehörig sind, weiterhin Kontakt pflegt“, so König-Preuss. „Mir ist es unverständlich, wie man angesichts der hinter der Bogenschießanlage stehenden Person auch nur auf die Idee kommen kann, ein solches Projekt zu unterstützen.“Henfling sagte, das Training an Waffen spiele in der extrem rechten Szene eine wichtige Rolle. „Diese Anlage könnte somit Teil extrem rechter
Infrastruktur werden.“Marx, König-Preuss und Henfling waren Mitglieder im Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss.
Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan J. Kramer, wollte sich mit Verweis auf den Datenschutz nicht konkret zu möglichen Erkenntnissen des Nachrichtendienstes zu dem Mann äußern. Allerdings teile er grundsätzlich die Auffassung, „dass es nie gut ist, wenn Rechtsextreme Umgang und Gelegenheit zum Üben mit Waffen egal welcher Art haben“.
Der mögliche Betreiber der Anlage war für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen ihn nicht zu erreichen. Unter anderem eine EMail-Anfrage blieb unbeantwortet.