Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Perspektivlos durch die Krise
Der Thüringer Wirtschaftsminister ist des Lobes voll über die Unternehmerinnen und Unternehmer im Freistaat, die ohne Aufforderung Geld zurückgezahlt haben, das sie aus dem Corona-Soforthilfe-Programm erhielten. Denn sie haben, wie Wolfgang Tiefensee das korrekt ausführt, gezeigt, wie man verantwortungsvoll mit Steuergeldern umgeht.
Dass aber kleine Unternehmen von der Corona-Pandemie besonders betroffen sind, dürfte gängiger Konsens sein. Es kommt noch dazu, dass das in der Debatte um einschneidende Maßnahmen in der Wirtschaft regelmäßig untergeht. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer könnten um ihr kleines Lebenswerk gebracht werden. Beispiel Gastronomie: Wenn Menschen, die jahrelang in der Selbstständigkeit gelebt und gearbeitet haben und viele Euro Steuern zahlten, zur Tafel gehen müssen, um den Monat zu überstehen, kann nach 13 Monaten Pandemie etwas nicht stimmen. Da muss man noch sagen: Gut, dass es die Tafeln gibt.
Bei aller Freude also über die „ehrbaren Kaufleute“– die Pandemiepolitik muss mehr können, als in Ohnmacht für die kleinen Unternehmen zu verharren. Das verschärft die Perspektivlosigkeit, und über diese eklatanten Folgen werden wir noch sprechen, wenn Corona längst der Geschichte angehört.