Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Abseits vom Duden
Ulf Annel nimmt sich die Unwägbarkeiten der deutschen Sprache sprichwörtlich zur Brust
Ganze 30 Buchstaben besitzt die deutsche Sprache. Weder Goethe, Lessing, Ringelnatz oder Tucholsky hatten mehr Material zur Verfügung, um Großes zu schaffen. In seinem frisch erschienenen Buch „Die deutsche Sprache ist ein Witz“nimmt sich der Erfurter Kabarettist und Autor Ulf Annel die Unwägbarkeiten der deutschen Sprache sprichwörtlich zur Brust. Liest die Gemahlin am Frühstückstisch die Zeitungsschlagzeile „Frauen schmusen mehr“mit triumphierender Miene, so entpuppt sich diese vermeintliche Gewissheit bei näherer Betrachtung als nüchterne Information. Denn Frauen schmusen, so heißt es weiter, weitaus häufiger mit ihren Haustieren als mit ihren Männern. Da lehnt sich der Gemahl entspannt zurück.
Angeblich ist die deutsche Sprache ja eine schwer zu erlernende. Das kann einem schon in den Sinn kommen, wenn man weiß, dass das längste deutsche Wort, in dem kein Buchstabe zweimal vorkommt, Heizölrückstoßabdämpfung heißt. Benutzt man nur nicht so häufig.
Genüsslich arbeitet sich Annel durch die Höhen und Tiefen des deutschen Vokabulars. Zusammengesetzte Wörter gestatten Wortungetüme von fast unendlicher Länge. Vornamen, die sich vor- und rückwärts lesen lassen, sind typisch für den hiesigen Sprachgebrauch. Nicht umsonst wurde der schöne Frauenname Anna von einer deutschen
Rappkapelle in ihrem Lied „Immer wenn es regnet“ausgiebig besun- gen. Wer sich also einmal abseits des nüchternen Dudens mit der deut- schen Sprache beschäftigen möch- te, sollte sich Ulf Annels neues Buch unbedingt zulegen.
Aus dessen Feder – sagt man noch so? – stammt auch ein neues kleines Buch über Christian Morgenstern. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Oder so ähnlich.
Ulf Annel: Die deutsche Sprache ist ein Witz. Rhino Verlag, Ilmenau (Westentaschenbibliothek Nr. 84, Morgenstern Nr. 85), 5,95 Euro