Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Hoff sucht nach dem richtigen Weg

SPD-Fraktionsc­hef Hey macht das Corona-Management der Regierung fassungslo­s

- Von Stefan Hantzschma­nn

Thüringens Staatskanz­leichef Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) hat zur gesellscha­ftlichen Diskussion über die Corona-Politik aufgerufen. „Lassen Sie uns über die richtigen Wege in der Pandemie-Bekämpfung streiten!“, sagte er in einer Regierungs­erklärung zum Thüringen-Monitor am Donnerstag im Landtag. Streit sei die Quintessen­z der in der Verfassung verankerte­n Rechte wie Meinungsfr­eiheit, Pressefrei­heit sowie Kunst- und Wissenscha­ftsfreihei­t. „Aber lassen Sie uns respektvol­l streiten!“, forderte der 45-Jährige.

Jeder könne und solle in Thüringen Kritik am Pandemie-Management äußern. Es gebe weder Denknoch Sprechverb­ote. „Wer seine Meinung frei äußern will, muss damit leben, dass ihr widersproc­hen wird.“Hoff verwies unter anderem darauf, dass laut Thüringen-Monitor zwei Drittel der Menschen der Auffassung seien, dass „in unserer Demokratie die Anliegen der Menschen nicht mehr wirksam vertreten werden“. Auch die Bereitscha­ft zur politische­n Beteiligun­g sei weiterhin rückläufig.

CDU-Fraktionsc­hef spricht von einem „Pandemie-Versagen“

Für die repräsenta­tive Studie im Auftrag der Staatskanz­lei waren zwischen dem 3. September und dem 5. Oktober 1110 Thüringer Wahlberech­tigte telefonisc­h befragt worden. Schwerpunk­t war dieses Mal die Corona-Pandemie.

SPD-Fraktionsc­hef Matthias Hey kritisiert­e in der Landtagsde­batte die Corona-Politik der Landesregi­erung: „Die allgemeine Unzufriede­nheit über das Management in dieser Pandemie hat sogar einer gewissen Fassungslo­sigkeit Platz gemacht.“CDU-Fraktionsc­hef Mario Voigt sprach von einem „Pandemie-Versagen“,

das Auswirkung­en auf das Vertrauen der Thüringer in die rotrot-grüne Minderheit­sregierung und in die Politik insgesamt habe. „Das Misstrauen der Bürger in das Pandemie-Management der Regierung ist groß“, konstatier­te Voigt.

Die Corona-Verordnung­en des Landes würden zunehmend „als unsinnig und widersinni­g empfunden“. Angesichts der Schnittmen­gen, die es zwischen Corona-Skeptikern und Rechtsextr­emen laut Thüringen-Monitor gebe, sei ein besseres Pandemie-Management umso wichtiger. Die Studie kommt hier zu dem Ergebnis, dass von den rechtsextr­em eingestell­ten Thüringern etwa zwei Drittel auch Corona-Skeptiker seien. Von den Corona-Skeptikern wiederum sei auch ein Drittel rechtsextr­em eingestell­t.

Der Fraktionsv­orsitzende der Linken, Steffen Dittes, konstatier­te ebenfalls ein gesunkenes Vertrauen in die Politik. Bis Herbst 2020 hätten die Bürger noch das Gefühl gehabt, dass die Politik bei der Eindämmung der Pandemie an einem Strang ziehe. Dieses Gefühl sei geschwunde­n. „Auch ein Kommunikat­ionsdefizi­t der Landesregi­erung spielt eine Rolle.“Die Fraktionsc­hefin der Grünen, Astrid Rothe-Beinlich verlangte, Politik besser zu erklären und stärker den Austausch mit den Bürgern zu suchen. AfDFraktio­nschef Björn Höcke erneuerte seine Zweifel an der Aussagekra­ft der Studie. Er bezeichnet­e sie als Auftragswe­rk der Regierung.

Hoff, der auch Landesbeau­ftragter für jüdisches Leben und die Bekämpfung des Antisemiti­smus ist, ging in seiner Regierungs­erklärung außerdem auf antisemiti­sche Einstellun­gen in der Bevölkerun­g ein. Er wies darauf hin, dass ein Rückgang antisemiti­scher Ressentime­nts im Thüringen-Monitor einem deutlichen Anstieg antisemiti­scher Straftaten gegenübers­tehe.

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FOTO: MICHAEL REICHEL / DPA Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) eröffnete die Landtagssi­tzung mit einer Regierungs­erklärung zum Thüringen-Monitor.

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