Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Kassen werben für elektronische Patientenakte
Daten sollen die Souveränität der Patienten fördern. Schon jetzt viele Sonderfunktionen
Seit Anfang dieses Jahres müssen alle gesetzlichen Krankenkassen die Basisversion einer elektronischen Patientenakte anbieten. So lassen sich etwa bei der AOK in der App „AOK Mein Leben“schon jetzt Befunde, Diagnosen und Therapiemaßnahmen Arztbriefe, Medikationspläne oder ein Notfalldatensatz hinterlegen. Bei der Barmer heißt die vergleichbare Anwendung eCare. Schon jetzt werben viele Kassen bei ihren Versicherten mit eigenen Sonderfunktionen.
Als eine der ersten Versicherungen ging die Techniker-Krankenkasse (TK) mit der kasseneigenen Save-App an die Öffentlichkeit. Die
Akte sei sicher und ermögliche Patienten die Souveränität über ihre Gesundheitsdaten, sagte Klaus Rupp, Bereichsleiter für Versorgungsmanagement bei einer Videopräsentation der ePA. Ärzte könnten so Zugriff auf frühere Untersuchungen oder Medikationen erhalten, wenn Patienten die Berechtigung erteilten. Die Akte sichere wichtige Daten arztübergreifend und mache sie lebenslang verfügbar.
TK-spezifisch bietet die Save-App neben den schon erwähnten Grundfunktionen ein Familienkonto zur Verwaltung der Gesundheitsdaten von Kindern angeboten. Derzeit nutzen bundesweit 100.000 Versicherte das Angebot. Ab dem 1. Juli sollen niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser kassenübergreifend die ePAs aller Versicherten mit Befunden befüllen.
Auch in Thüringen sehen einige Ärzte und Psychotherapeuten dies kritisch. Die Speicherung in Clouds gefährde sensible Gesundheitsdaten. Die Chefin der Kassenärztlichen Vereinigung, Annette Rommel, sprach unlängst von einem Paradigmenwechsel. Mediziner müssten die Selbstbestimmtheit von Patienten akzeptieren und mehr mit ihnen als über sie reden.
Eingeführt wird die ePA in mehreren Phasen. Sukzessive sollen weitere Gesundheitsdienstleister Zugang erhalten und zusätzliche Funktionen wie der elektronische Krankenschein hinzukommen.