Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Impfen gegen die Delta-Variante
Bislang kommt die hoch ansteckende Corona-Mutante in Thüringen nur selten vor
Die Landesregierung rechnet nach eigenen Angaben damit, dass es durch die hoch ansteckende indische Delta-Variante im Herbst wieder zu mehr Infektionen mit dem Coronavirus kommen wird. „Das Ausmaß der Ansteckung im Herbst hängt wesentlich davon ab, wie wir mit dem Impfen und insbesondere der vollständigen Immunisierung der Bevölkerung vorankommen“, sagt eine Sprecherin von Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) dieser Zeitung. Die Delta-Variante sei besser übertragbar als die britische Alpha-Mutante. Erneute Ansteckungen nach bereits durchgemachter Infektion seien möglich, da Mutationen das Virus unempfindlicher gegen gebildete Antikörper machen. Der Impfschutz ist bei einmaliger Impfung geringer als gegenüber der britischen Alpha-Variante. „Bei vollständiger Immunisierung besteht jedoch nur ein geringer Unterschied“, wird betont.
Bislang handelt es sich bei der Delta-Variante um Einzelfälle, die bei Reiserückkehrern aus Ländern wie Indien, Südafrika, und Russland nachgewiesen worden seien. Die Statistik weist für Freitag zehn Fälle aus: fünf im Altenburger Land, zwei in Erfurt, zwei in Suhl sowie einen Fall im Eichsfeld – aktuell gehört der Landkreis zu den Kreisen mit der thüringenweit niedrigsten Sieben-Tage-Inzidenz. Stand Freitag wurden zwei Infektionen auf 100.000 Einwohner in einer Woche nachgewiesen.
Judith Rahrig, Amtsärztin im Eichsfeld, geht davon aus, dass der weitere Verlauf insbesondere mit den Mutationen zusammenhängen wird. „Das wird eine große Rolle spielen“, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Mitarbeiter des Eichsfelder Gesundheitsamtes seien bereits im Oktober überzeugt gewesen, dass das Virus stark mutiert sein muss. Damals stiegen die Zahlen im Landkreis Eichsfeld drastisch an. „Wir waren überzeugt, dass hier etwas nicht stimmt“, sagt Rahrig. Zu dem Zeitpunkt erfolgte allerdings noch keine Bestimmung der Virusvarianten.
In der Corona-Pandemie erreichen uns viele Fragen, die wir mithilfe von Experten beantworten.
Können nicht alle Impfungen, die man im Laufe des Lebens bekommen hat oder bekommt, in einer App oder – noch besser – auf der Chipkarte der Krankenkassen gespeichert werden?
Es antwortet Andreas Deffner vom Bundesministerium für Gesundheit: Das ist in der Tat vorgesehen und in Vorbereitung. Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte als Bestandteil der elektronischen Gesundheitskarte – also der Chipkarte der Krankenkasse – sollen ab dem 1. Januar 2022 auch Impfungen abgelegt werden können. Versicherte haben dann die Möglichkeit, sämtliche Impfungen dort abzulegen. Wer die zurückliegenden Impfungen dann nachträgt, ist noch nicht entschieden.
Müssen die Arztpraxen Impfdosen für die Zweitimpfung zurückhalten?
Nein, das ist derzeit nicht vorgesehen. Die Praxen müssen die Termine entsprechend planen und dann die benötigten Dosen für die Zweitimpfungen bestellen. Dafür gibt es gesonderte Rezepte. Bestellungen für Zweitimpfungen werden bei der Verteilung auf die Arztpraxen bevorzugt berücksichtigt, damit die in der Impfverordnung vorgegebenen Impfintervalle eingehalten werden können.