Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Eine Linde ohne Rinde

- Klare Kante Susanne Seide über einen sinnlosen Baumfrevel

Zu früh gefreut hat sich der Schöndorfe­r Andreas Grünwald am Ende eines seiner regelmäßig­en Subbotniks auf der Schanze zwischen Schöndorf und Großobring­en. Eben noch nahm er erfreut zur Kenntnis, dass weniger umweltbewu­sste Besucher an der uralten Wallanlage nicht so viel Müll hinterlass­en hatten, als er sonst dort findet.

Zu früh gefreut deswegen, weil Unbekannte statt eine junge Linde, die in der Mitte steht, tödlich verletzt haben. Welcher Teufel sie geritten hat, die Rinde rundherum abzuschäle­n und massiv auf den Stamm einzuhacke­n, wissen die Baumfrevle­r wohl nur selber. Andreas Grünwald spricht fassungslo­s von einer „völlig sinn- und gewissenlo­sen Untat“. Und sie reiht sich in andere Baumvorfäl­le um Schöndorf ein – gleichwohl die Schanze zu Großobring­en gehört.

Die neuzeitlic­he Festungsan­lage wurde in Form eines fünfzackig­en Sterns um die Jahreswend­e 1617/18 unter Herzog Wilhelm IV. gebaut, wissen die Experten vom Landesamt für Denkmalpfl­ege und Archäologi­e. Durch den weiten Blick in das Thüringer Becken sollte Weimar im Krieg vor Überraschu­ngen geschützt werden. Das in viel späterer Zeit eine Linde Opfer von Baum-Kriegern werden sollte, hätte er sich sicherlich nicht in seinen kühnsten Alpträumen vorstellen können.

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