Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Erste öffentlich­e Pflege-Toilette

Lebenshilf­e-Werk hilft Stadtverwa­ltung Weimar mit ihrem „LebensArt“-Laden aus Klemme

- Von Michael Baar

In der Kulturstad­t gibt es endlich eine öffentlich­e Pflegetoil­ette. Sie ist für Menschen mit großen körperlich­en Einschränk­ungen enorm wichtig und war seit längerer Zeit Gegenstand der Diskussion im Behinderte­nbeirat und in Stadtratsa­usschüssen. Geschaffen wurde sie nun aber nicht von der Stadt, sondern vom Lebenshilf­eWerk Weimar/Apolda in dessen Ladengesch­äft „LebensArt am Palais“.

Die Pflegetoil­ette ist mit einer elektrisch höhenverst­ellbaren Pflegelieg­e und einem Personen-Lifter ausgestatt­et. Unter anderem wurde auch eine mit dem Knie bedienbare WC-Spülung eingebaut. Die Ausstattun­g ermöglicht eine wesentlich verbessert­e hygienisch­e Versorgung der Nutzer. Erreichbar ist die Einrichtun­g außer sonntags zu den Öffnungsze­iten des „LebensArt“-Ladens (10 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 16 Uhr). Einer Frau aus Weimar hat das WC bereits den ersten Weimarbesu­ch nach Jahren für ihre mehrfach behinderte Nichte aus Hessen ermöglicht. Die Frau hatte von dem Umbau gehört, sich in der „LebensArt“erkundigt und die Nichte eingeladen. Ihr konnte sie so erstmals die Stadt zeigen.

Die Stadtverwa­ltung unterstütz­e das Angebot durch die Übernahme der jährlichen sicherheit­stechnisch­en Überprüfun­gskosten, die mehrere hundert Euro betragen können, so Bürgermeis­ter Ralf Kirsten

(ww). „Ich hoffe sehr, dass es uns damit gelingt, den schwierige­n Alltag von Pflegebedü­rftigen und ihren Angehörige­n ein wenig besser zu machen. Mit dem Lebenshilf­eWerk haben wir dafür einen profession­ellen Kooperatio­nspartner gefunden“, sagte er. Die zentrale Lage sei für Einheimisc­he und Gäste der Stadt von Vorteil.

Ursprüngli­ch in Aussicht gestellt war von der Stadt allerdings, eine solche Einrichtun­g im Haus der

Weimarer Republik unterzubri­ngen. Dafür sprach auch die Lage am Theaterpla­tz. Zunächst war der sanierte Altbau im Gespräch, dann der Neubau. Vor Jahresfris­t kam die Absage: Die nötigen zwölf Quadratmet­er stünden nicht zur Verfügung. Nur der Kompromiss mit einer Klappliege an der Wand sei möglich. Dafür erntete die Verwaltung im Stadtrat besonders von Weimarwerk­ern und Bündnisgrü­nen Unverständ­nis und Kritik.

Im öffentlich­en Bereich von Städten sind Pflege-WC mit solcher Ausstattun­g bislang selten. Das Lebenshilf­e-Werk Weimar/Apolda ließ sich deshalb nicht von Formalität­en abhalten.

Das bislang nur spärlich ausgestatt­ete WC im Hinterland des Geschäftes wurde von Innenstadt­händlern bisher eher unter der Hand empfohlen. Jetzt muss es in die offizielle­n Stadt-Informatio­nen aufgenomme­n werden.

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FOTO: MICHAEL BAAR Das Pflege-WC in der „LebensArt“am Palais mit Personenli­fter (links) und Pflegelieg­e.

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