Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Erste öffentliche Pflege-Toilette
Lebenshilfe-Werk hilft Stadtverwaltung Weimar mit ihrem „LebensArt“-Laden aus Klemme
In der Kulturstadt gibt es endlich eine öffentliche Pflegetoilette. Sie ist für Menschen mit großen körperlichen Einschränkungen enorm wichtig und war seit längerer Zeit Gegenstand der Diskussion im Behindertenbeirat und in Stadtratsausschüssen. Geschaffen wurde sie nun aber nicht von der Stadt, sondern vom LebenshilfeWerk Weimar/Apolda in dessen Ladengeschäft „LebensArt am Palais“.
Die Pflegetoilette ist mit einer elektrisch höhenverstellbaren Pflegeliege und einem Personen-Lifter ausgestattet. Unter anderem wurde auch eine mit dem Knie bedienbare WC-Spülung eingebaut. Die Ausstattung ermöglicht eine wesentlich verbesserte hygienische Versorgung der Nutzer. Erreichbar ist die Einrichtung außer sonntags zu den Öffnungszeiten des „LebensArt“-Ladens (10 bis 18 Uhr, Sa 10 bis 16 Uhr). Einer Frau aus Weimar hat das WC bereits den ersten Weimarbesuch nach Jahren für ihre mehrfach behinderte Nichte aus Hessen ermöglicht. Die Frau hatte von dem Umbau gehört, sich in der „LebensArt“erkundigt und die Nichte eingeladen. Ihr konnte sie so erstmals die Stadt zeigen.
Die Stadtverwaltung unterstütze das Angebot durch die Übernahme der jährlichen sicherheitstechnischen Überprüfungskosten, die mehrere hundert Euro betragen können, so Bürgermeister Ralf Kirsten
(ww). „Ich hoffe sehr, dass es uns damit gelingt, den schwierigen Alltag von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen ein wenig besser zu machen. Mit dem LebenshilfeWerk haben wir dafür einen professionellen Kooperationspartner gefunden“, sagte er. Die zentrale Lage sei für Einheimische und Gäste der Stadt von Vorteil.
Ursprünglich in Aussicht gestellt war von der Stadt allerdings, eine solche Einrichtung im Haus der
Weimarer Republik unterzubringen. Dafür sprach auch die Lage am Theaterplatz. Zunächst war der sanierte Altbau im Gespräch, dann der Neubau. Vor Jahresfrist kam die Absage: Die nötigen zwölf Quadratmeter stünden nicht zur Verfügung. Nur der Kompromiss mit einer Klappliege an der Wand sei möglich. Dafür erntete die Verwaltung im Stadtrat besonders von Weimarwerkern und Bündnisgrünen Unverständnis und Kritik.
Im öffentlichen Bereich von Städten sind Pflege-WC mit solcher Ausstattung bislang selten. Das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda ließ sich deshalb nicht von Formalitäten abhalten.
Das bislang nur spärlich ausgestattete WC im Hinterland des Geschäftes wurde von Innenstadthändlern bisher eher unter der Hand empfohlen. Jetzt muss es in die offiziellen Stadt-Informationen aufgenommen werden.