Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Kein Sommer des Abwartens
Das Angebot wurde angenommen, aber nicht überrannt. So ließe sich der Befund für den ersten Familienimpftag zusammenfassen.
Es ist müßig, darüber zu spekulieren, inwieweit die Entscheidung der Ständigen Impfkommission Eltern zurückhalten wird, die vielleicht ohnehin unsicher waren. Die Stiko hat nach Maßgaben gegenwärtigen Wissens entschieden, wonach eine Impfung gesunden Kindern ab zwölf Jahren keine Vorteile bringt. Sie hat aber auch nicht abgeraten. Das ist der rein medizinische Aspekt. Nach Maßgaben des Infektionsschutzes sehen Virologen in einer Impfung absehbar den einzigen Weg, eine Ansteckung zu vermeiden.
Das ist kein Widerspruch. Das markiert aber das Spannungsfeld, in dem Eltern abwägen müssen. Das mag für viele keine leichte Entscheidung sein, aber es ist richtig und konsequent, dass sie bei den Familien liegt. Die Konsequenz ist aber auch, dass niemand sagen kann, wie viele Kinder im September ungeschützt in den Klassen sitzen werden. Während offen ist, wie sich die Infektionslage im Herbst entwickelt. Auch wenn man sich angesichts der Erleichterung über die sommerliche Auferstehung des Lebens wie ein Spielverderber vorkommt: Der Blick auf die DeltaMutation erzeugt nicht gerade Entspannung.
Es wäre fatal, wenn wieder Schulen schließen müssten. Man kann nur hoffen, dass sich möglichst viele Familien zu einer Impfung ihrer Kinder entscheiden. Gleichzeitig müssen Schulträger und Politik die Zeit jetzt nutzen, um Unterricht sicherer zu machen. Quergelüftete Klassenräume können keine Antwort mehr sein. Er darf kein Sommer des Abwartens werden.