Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Lewandowski sorgt für Alarmstufe rot bei Spaniern
Polen darf dank des Bayern-Stürmers hoffen. Der Treffer gegen die „Roja“bedeutet auch: Der Titelmitfavorit könnte vorzeitig rausfliegen
Für Polens Nationaltrainer ist Robert Lewandowski einfach „lebenswichtig“, für Spaniens Coach hat er den „roten Alarm“ausgelöst. Lewandowskis Tor zum 1:1 hat der Gruppe E einen Showdown am Mittwoch bereitet, bei dem auch die Polen noch Chancen haben, der aber für Luis Enriques sportliche Zukunft im Land des nicht titelreif wirkenenden dreimaligen Europameisters entscheidend sein könnte. „Wenn wir gewinnen sind wir weiter, wenn nicht, sind wir raus. So ist Fußball“, sagte er. Sein Plan einer Doppel-Mittelstürmerspitze ging nicht auf, weil Polen ein Mittelstürmer namens Lewandowski reichte.
„Wenn du einen Spieler hast wie ihn, der von überall Tritte abkriegt und so eine Leistung bringt, macht das den Unterschied“, sagte Polens portugiesischer Coach Paulo Sousa. Der Unterschied ist auch, dass die Polen auf dem Platz dank Lewandowski entschlossener wirkten; der Unterschied ist zudem, dass sie nach dem 1:1 am Samstag gegen die Spanier trotz nur eines Punktes nach zwei EM-Spielen besser drauf waren als die Spanier, die mit zwei Zählern ihren Ansprüchen hinterherhinken.
Auch wenn Kapitän Jordi Alba nach dem zweiten Remis meinte: „Ich glaube wirklich, dass wir im Moment einen guten Job machen.“Den bis dato letzten Sieg bei einer
EM schaffte Spanien am 17. Juni 2016 gegen die Türkei (3:0). Seit vier Spielen wartet der dreimalige Europameister und Weltmeister von 2010 auf den nächsten Sieg. Am Mittwoch sind die Slowaken der Gegner. Sie reisen mit drei Punkten als Gruppenzweiter nach Sevilla. Polen spielt in St. Petersburg gegen Tabellenführer Schweden.
Ein Vorrunden-Aus für Spanien würde den ersehnten Anschluss an die Erfolgsjahre hinauszögern. „Die Mannschaft lädt nicht zum Optimismus ein“, argwöhnte „El Mundo deportivo“. „Marca“sowie „As“schrieben vom „roten Alarm“in Anspielung auch auf den Team-Spitznamen „Roja“(Rote), der „Sport“von „Nah am Abgrund“.
Dass der von Enrique geschätzte Morata auf Vorlage des nach viel Druck von außen in die Startformation genommenen Moreno die Führung erzielte, hatte das Zeug für ein perfektes Drehbuch für Enrique. Dass nach Lewandowskis Kopfballtor-Ausgleich jener Moreno per Elfmeter den Pfosten traf und Morata den Abpraller versemmelte, besaß etwas Tragisches.
Genüsslich rieben die spanischen Zeitungen aber Enrique schon in der Nacht auf ihren Internetseiten unter die Nase, dass er vor dem Spiel gesagt hatte, sie würden mit Morata und zehn Weiteren spielen. „Morata und zehn weitere Probleme, die alle Lewandowski geschaffen hat“, schrieb „Marca“nun.