Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Jena demütigt Ligakonkurrenten
Fußball-Landespokal: Im Achtelfinale wirft der FC Carl Zeiss die Meuselwitzer deutlich mit 5:0 (1:0) raus
Es war der 1. November 2020, der 13. Spieltag der Regionalliga Nordost. Der FC Carl Zeiss Jena verlor bei VSG Altglienicke 2:5, der ZFC Meuselwitz schaffte gegen den BFC Dynamo zumindest ein 1:1. Danach war für die beiden Thüringer Spitzenmannschaften Stille im Pflichtspielbetrieb – bis gestern. Das Los wollte es, dass die Ligakontrahenten im Achtelfinale des Landespokals aufeinandertreffen.
Beim einem über weite Strecken einseitigen Spiel wurde der FC Carl Zeiss seiner Favoritenrolle gerecht. Zur Freude der gut 400 Jena-Fans, die sich unter die 1265 Zuschauer gemischt hatten, schlug er den Ligakonkurrenten jedoch nicht nur. Mit dem 5:0 (1:0)demütigte er ihn.
„Ich bin hochzufrieden mit dem Sieg. Es war für beide Teams eine komische Vorbereitung, das zeigte auch das lange Abtasten. Das Tor hat uns Sicherheit gegeben“, schätzte Jenas Trainer Dirk Kunert nach der Partie ein, während sein Gegenüber Holm Pinder hart mit seiner Mannschaft ins Gericht ging. „Ich entschuldige mich bei allen Fans für unser Spiel in den letzten 20 Minuten. So etwas darf uns nicht passieren, das war schlecht und mehr als ärgerlich“, meinte der ZFC-Coach.
Der FC Carl Zeiss trifft am Mittwoch im Viertelfinale auf Oberligist Wacker Nordhausen, der 9:8 (2:2, 3:3) nach Elfmeterschießen bei Bad Frankenhausen gewonnen hatte.
Die Kräfte dosierend, starteten beide Mannschaften in die Partie.
Zeiss besaß mehr Ballanteile, Meuselwitz agierte anfangs mit langen Bällen auf Stoßstürmer Benjamin Förster. Eine erste Aufregung dann nach zwölf Minuten: Nachdem Meuselwitz’ Felix Müller nach einer harmlosen Aktion Gelb gesehen hatte, kam Sekunden später Jenas Kevin Wolf nach wesentlich härterem Einsteigen bei Schiri Eugen Ostrin mit einem blauen Auge davon. Und das direkt vor der Heimtribüne,
die es lautstark mit Unverständnis kommentierte.
Ansonsten waren Tempo und Chancen Fehlanzeige vor der ersten Trinkpause nach 25 Minuten. Beiden Teams merkte man die Bedeutung der Begegnung an, ehe aus dem Nichts die Gästeführung fiel. Nach einem Stellungsfehler von Ben-Luca Moritz war Wolf auf rechts durch, legte quer auf Fabian Eisele, der aus fünf Metern traf (30.). Nun überschlugen sich die Ereignisse: Nach einem Foul an Timo Mauer zeigte Ostrin auf den Punkt. Der Ex-Jenaer Felix Müller trat an – doch Zeiss-Torwart Lukas Sedlak ahnte die Ecke, tauchte ab und parierte stark (36.). Im Gegenzug besaß Maximilian Oesterhelweg die Konterchance zum 0:2 – aber Fabian Guderitz im Meuselwitzer Fabian Tor ließ sich nicht überlisten. – Der ZFC war nun gefordert. Kurz vor der Pause hatte Jegor Jagupov den Ausgleich auf dem Fuß, ZeissKeeper Sedlak machte sich jedoch breit und hielt sicher. Jena kam bissiger aus der Kabine, wirkte spritziger, attackierte früh. Ein Spielplan war zu erkennen, den man bei den Hausherren vermisste. Eine tolle Ballstafette über das komplette Spielfeld verwertete Oesterhelweg mit einem platzierten Schuss zum 0:2 (51.). Trainer Holm Pinder musste nun aufs Ganze gehen, wechselte mit Alexander Dartsch einen weiteren Stürmer ein, der direkt einen Kopfball knapp über die Latte setzte (58.). Ansonsten wirkte das Team von Trainer Dirk Kunert abgeklärter, machte hinten die Räume dicht und tauchte durch schnelle Konter immer wieder gefährlich vor Guderitz auf. Nach 70 Minuten war es eher ein Testspiel statt eines Pokalfights – auf dem Spielfeld und den Rängen gleichermaßen. Die schönste Szene des Spiels gab es in Minute 79, als bei Jena Vasileios Dedidis den Platz verließ und unter stehenden Ovationen der FCC-Anhänger Vereinsikone René Eckardt eingewechselt wurde. Die Jenaer Nummer 9 bedankte sich umgehend mit einem Kopfball zum 0:3 gegen seinen künftigen Arbeitgeber.
Danach ging beim ZFC gar nichts mehr, Jena erhöhte durch den Tagesbesten Oesterhelweg (83.) sowie durch Lucas Stauffer (89.) zum 5:0. Das war des Schlechten zu viel für den ZFC-Trainer: „Nach so einer schlechten Leistung ist es Zeit für personelle Veränderungen“, kündigte Holm Pinder an.