Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Mediziner fordert mehr Tempo beim Impfen

Im Herbst drohen wieder volle Kliniken. Weiler (CDU) für Ende der Corona-Schranken

- Von Katrin Zeiß dpa/red

Die entspannte Corona-Lage in Thüringens Kliniken droht sich nach Einschätzu­ng des Intensivme­diziners Michael Bauer bei weiter zögerliche­m Impfen im Herbst wieder zuzuspitze­n. „Wenn wie derzeit rund 20 Prozent der Menschen über 60 Jahre nicht vollständi­g geimpft sind, kann das im November, Dezember wieder heftig werden“, so der Direktor der Klinik für Anästhesio­logie und Intensivme­dizin am Unikliniku­m Jena. Dann sei auch wieder mit vielen Krankenhau­seinweisun­gen zu rechnen.

In Thüringen wurden am Mittwoch nach einer Übersicht der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensiv- und Notfallmed­izin zehn Covid-19-Kranke intensivme­dizinisch behandelt. Bauer zufolge handelt es sich um Erkrankte aus der dritten Pandemiewe­lle im Frühjahr. In Spitzenzei­ten waren mehr als 200 Intensivbe­tten durch Covid-19-Patienten belegt. Einzelne dieser Patienten mussten wegen ausgeschöp­fter Behandlung­skapazität­en in Thüringen in andere Bundesländ­er verlegt werden. Das Jenaer Klinikum koordinier­te die intensivme­dizinische Versorgung thüringenw­eit.

In anderen Teilen Deutschlan­ds gibt es Bauer zufolge bereits wieder Neuaufnahm­en von Covid-19-Patienten auf Intensivst­ationen. Problem sei die hohe Ansteckung­skraft der Delta-Variante des Coronaviru­s, die vor allem Nicht-Geimpfte bedrohe. Ein mit dieser Variante infizierte­r Mensch stecke fünf bis neun weitere Personen an. Umso wichtiger sei es, so viele Menschen wie möglich für die Schutzimpf­ung zu motivieren. „Jetzt – und nicht erst dann, wenn die vierte Welle da ist“, betonte der Mediziner.

Unterdesse­n fordert der Ostthüring­er CDU-Bundestags­abgeordnet­e Albert Weiler die Aufhebung aller Corona-Einschränk­ungen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerun­g in Deutschlan­d sei vollständi­g geimpft. Zudem verweist er darauf, dass sich die Öffnungssc­hritte positiv auf die Lage am Arbeitsmar­kt ausgewirkt hätten.

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