Thüringische Landeszeitung (Weimar)
„Ich kenne die Tina halt“
Warum ein vormaliger CDU-Ministerpräsident in einer Wahlanzeige der SPD erscheint
In Mecklenburg-Vorpommern läuft – im Gegensatz zu Thüringen – parallel zum Bundestagswahlkampf die Kampagne für den Landtag, der auch am 26. September neu gewählt wird. Eine Kandidatin heißt Christine Klingohr, 54 Jahre alt, SPD-Mitglied seit 1990.
Natürlich schaltet sie Anzeigen, mit SPD-Logo, Porträtfoto und in viel roter Farbe. Doch darin wolle sie, wie sie dazu schreibt, der „Stimme des Bürgers“Raum geben: Die sei „wichtiger als Wahlwerbung“.
Und so sinnt in einer Anzeige ein Bürger mit Namen Dieter Althaus darüber nach, wie das Internet die Welt zu einem Dorf mache, und es dabei nicht immer gerecht zugehe: „Das Leben in diesem Dorf Welt ist aber trotzdem sehr unterschiedlich und deshalb brauchen wir dringend eine ganz neue Dimension nachhaltiger Solidarität und Entwicklung, damit die Menschen überall in einer echten selbstverantworteten Heimat leben können.“
Nun ist Dieter Althaus aber nicht nur Bürger, sondern zusätzlich, wie es auch in der Anzeige steht, ein Ministerpräsident a. D., und zwar aus Thüringen. Und er ist Mitglied der CDU, seit DDR-Zeiten schon. Von 2000 bis 2009 amtierte er als Landesvorsitzender der damals mit absoluter Mehrheit regierenden Landespartei, zwischenzeitlich saß er sogar im Bundespräsidium.
Wie kommt also der Christdemokrat Althaus aus Heilbad Heiligenstadt dazu, für die Sozialdemokratin Klingohr aus Sternburg Wahlkampf zu machen? Ganz einfach, sagt der Ex-Regierungschef, der sich seit 2010 als Vice President um die Regierungskontakte des Autozulieferer Magna kümmert. „Ich kenne die Tina und ihren Mann halt seit Ewigkeiten. Als sie mich fragte, was ich über das Thema Heimat denke, habe ich ihr ein paar Zeilen dazu geschrieben. Weiter nichts.“
Weiter nichts? Für die Thüringer CDU teilte ihr Generalsekretär Christian Herrgott auf Nachfrage mit, dass die parteiübergreifende Wahlkampftätigkeit des Ex-Chefs „auf Unverständnis“stoße.