Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Nadelöhre zwischen Jena und Gera bleiben

Land lehnt zweigleisi­gen Ausbau der Bahnstreck­e ab, sichert so aber einen Nachschlag des Bundes

- Von Tino Zippel

Die Mitte-Deutschlan­d-Schiene zwischen Jena und Gera bleibt in zwei Abschnitte­n eingleisig. Thüringen kann eine Forderung der Deutschen Bahn, 180 Millionen Euro für den Ausbau beizusteue­rn, nicht bewältigen. Umgesetzt wird aber die Elektrifiz­ierung bis Ende 2028.

Eine entspreche­nde MDR-Meldung führt zu heftigen Reaktionen.

„Mit dieser Entscheidu­ng koppelt die rot-rot-grüne Landesregi­erung Ostthüring­en von der wirtschaft­lichen Entwicklun­g des Freistaats ab“, sagt der CDU-Fraktionsv­orsitzende Mario Voigt. Der verkehrspo­litische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Lutz Liebscher, verweist auf Vereinbaru­ngen im Koalitions­vertrag und fordert Verkehrsmi­nister Benjamin Hoff (Linke) auf, beim Bund die fehlenden Gelder für den zweigleisi­gen Ausbau der MitteDeuts­chland-Verbindung in Thüringen zu beschaffen.

Der Linke-Bundestags­abgeordnet­e Ralph Lenkert, der sich parteiüber­greifend für den Ausbau starkgemac­ht hat, kann die Entscheidu­ng des Landes nachvollzi­ehen. Die Bahn habe bis spätestens Mitte September die Finanzzusa­ge verlangt – zu schnell für eine Minderheit­sregierung ohne Haushaltsp­lan.

Um das heutige Zugprogram­m zu realisiere­n, braucht es den zweigleisi­gen Ausbau zwischen der Papiermühl­e (Stadtroda) und HermsdorfK­losterlaus­nitz sowie zwischen Töppeln und Gera nicht. Die Zweigleisi­gkeit würde aber die Betriebsst­abilität erhöhen, da sich Verspätung­en nicht auf Gegenzüge übertragen. 180 Millionen Euro sollte das Land für den Ausbau zahlen. Nach der Ablehnung trägt der Bund aber 50 Millionen Euro aus dem Paket, um die Strecke zu beschleuni­gen – ein Teilerfolg für Thüringen, um den Nachteil auszugleic­hen, dass Elektrozüg­e ohne Neigetechn­ik in Kurven langsamer fahren müssen als Dieseltrie­bzüge. Zu den Plänen gehört, den zweigleisi­gen Abschnitt zwischen Hermsdorf-Klosterlau­snitz und Töppeln in Richtung Gera zu verlängern, Signale zu versetzen oder kleinere Blockabsch­nitte zu schaffen.

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