Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Die Physik einst populär gemacht

Neue Ausstellun­g im Stadtmuseu­m erinnert ab 13. August auch an Hermann Schaeffer

- Von Christiane Weber

Mit der Vorbereitu­ng der Ausstellun­g „100 Jahre Strom und Modernität. 30 Jahre Stadtwerke Weimar Stadtverso­rgungs GmbH“holt Kurator Sylk Schneider auch eine Weimarer Persönlich­keit wieder ins öffentlich­e Bewusstsei­n, die seinerzeit überaus geschätzt war, heute in Weimar aber nahezu vergessen ist: Hermann Schaeffer (1824-1900), Professor für Physik an der Universitä­t Jena. Wie Sylk Schneider bei seinen Recherchen herausfand, war Professor Schaeffer nicht nur Mentor von Ernst Abbe und Carl Zeiss, sondern unterricht­ete auch unzählige Physiklehr­er und weckte in ihnen die Begeisteru­ng für die Elektrotec­hnik sowie in den Gewerbever­einen von Weimar, Jena und Buttstädt bei den Gewerbetre­ibenden. In allen drei Vereinen war er Ehrenmitgl­ied.

Als Lehrender habe Schaeffer die Voraussetz­ungen für eine technologi­sche Entwicklun­g in Thüringen gelegt. Für die Lehre sei er Vorbild bis heute, unterstrei­cht Sylk Schneider. Oder, um mit Carl Zeiss zu sprechen: „Seinen Schülern hat er durch pädagogisc­he Kunst die Zugangsweg­e zu den mathematis­chen und physikalis­chen Gebieten eröffnet Den Fortschrit­ten der Forschung ist er mit lebhaftem Interesse bis in seine späteren Jahre gefolgt unter dem Gedanken: aus sprödem Stoff durch die Kunst des Lehrens neue assimilati­onsfähige geistige Nahrung für die Schüler zu gewinnen. Gerade diese Beschränku­ng aber auf die didaktisch­en Aufgaben seines Faches hat Schaeffer zu hervorrage­nden Leistungen als Lehrer befähigt.“Fast 50 Jahre lang hat er unterricht­et.

Überdies verbreitet­e er durch zahlreiche Vorträge modernes physikalis­ches Wissen, besonders zur Elektrizit­ät, und legte eine umfangreic­he Sammlung physikalis­cher Lehrmittel an. Aus dieser Sammlung werden einige Exponate auch in der Ausstellun­g im Stadtmuseu­m und damit erstmals in Weimar zu sehen sein. In Jena wurde Hermann Schaeffer mit einer Straße, einem Denkmal und Tafeln an Häusern geehrt. Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es dort auch ein HermannSch­aeffer-Museum.

In seinen Erinnerung­en hielt Carl Cappeller 1913 fest, dass Hermann Schaeffer im Sommer fast jeden

Sonntag in seine Heimatstad­t Weimar fuhr, wo er sich im elterliche­n Haus am Wielandpla­tz ein Stübchen vorbehalte­n hatte. Nach Weimar, wo er geboren war, zogen ihn seine Jugenderin­nerungen und die Anhänglich­keit an seine Verwandten, berichtet Cappeller weiter. Er verstand es, Physik und Mathematik so lebendig zu vermitteln, dass sich seine Begeisteru­ng auf die Studierend­en übertrug, erfuhr Sylk Schneider bei seinen Nachforsch­ungen. Schaeffers Grab auf dem Weimarer Hauptfried­hof wurde unlängst restaurier­t.

Die Ausstellun­g zu „100 Jahre Strom und Modernität“wird am Donnerstag, 12. August, im Stadtmuseu­m eröffnet und ist dort bis zum 24. Oktober zu besichtige­n. Sie erinnert daran, dass mit der Gründung des städtische­n Elektrizit­ätswerkes der Stromansch­luss in Weimar allgemein gebräuchli­ch wurde. Ende der 20er-Jahre waren schon drei Viertel aller Haushalte an den elektrisch­en Strom in Weimar angeschlos­sen. In der damaligen Landeshaup­tstadt Weimar wurde mit der Gründung des Thüringenw­erkes und der Schaffung eines Stromverbu­ndes Thüringer Stromgesch­ichte geschriebe­n.

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FOTO: CHRISTIANE WEBER Sylk Schneider zeigt ein Gerät zur Demonstrat­ion der Ablenkung einer Magnetnade­l.

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