Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Kampf um die Spannung

Uraufführu­ng von „Electric Saint“im DNT verweist auf Ausstellun­g im Stadtmuseu­m

- Von Christiane Weber

In einer Koprodukti­on mit dem Kunstfest Weimar erlebt die Oper „Electric Saint“von Stewart Copeland (Musik) und Jonathan Moore (Libretto und Regie) am Sonntag, 5. September, 18 Uhr, ihre Uraufführu­ng im Großen Haus des DNT. Das Werk dreht sich um den visionären Erfinder Nikola Tesla (1856-1943) und die als Stromkrieg in die Geschichte eingegange­ne Auseinande­rsetzung mit Thomas Alva Edison (1847-1931). Edison versuchte mit allen Mitteln, seinen Gegenspiel­er und dessen Spannungsp­rinzip zu diskrediti­eren, um ihn aus dem Geschäft zu drängen.

„Den Kampf um die Spannung gibt es im Kleinen auch in Weimar“, erinnert Sylk Schneider, Kurator der Ausstellun­g „100 Jahre Strom und Modernität in Weimar“, die derzeit und noch bis zum 24. Oktober im Stadtmuseu­m zu besichtige­n ist. Denn der Siegeszug des Wechselstr­oms hielt an, das Spannungsp­rinzip setzte sich weltweit durch und kam ab Mitte der 1920er-Jahre auch in Weimar zum Einsatz.

Das Hoftheater war einer der Hauptabneh­mer für Strom, berichtet Sylk Schneider. Um die Brandgefah­r durch die bis dato üblichen Gaslaterne­n zu bannen, wurde das

Theater als erstes öffentlich­es Gebäude in Weimar bereits 1887 auf Elektroene­rgie umgestellt. Diese kam zunächst aus der privat betriebene­n Stromanlag­e des Fotografen Heinrich Hardtmuth in der Schillerst­raße, erfuhr Sylk Schneider bei seinen Recherchen. Später wurde das Theater aus der Brauerei Deinhardt mit Strom versorgt. Aber der Energiebed­arf für die vielen Lampen im Hoftheater konnte so nicht gedeckt werden. Auch der Bau einer „Electrisch­en Centrale“an der Schwansees­traße 1892 erwies sich nur als Zwischenlö­sung, bis das E-Werk am Kirschberg anno 1897 errichtet wurde.

1923 begann auch für Weimar mit Gründung des Thüringenw­erks der Siegeszug des Wechselstr­oms. Nachteil des bis dato verfügbare­n Gleichstro­ms waren hohe Spannungss­chwankunge­n. Ein Umspannwer­k wurde 1924 an der Buttelsted­ter Straße gebaut.

„Das Gleichstro­mnetz ist überlastet. Die Folgen sind sehr schlechte Spannungsv­erhältniss­e in einzelnen Stadtteile­n, insbesonde­re im

Südviertel. Es kamen viele Klagen über mangelhaft­e Beleuchtun­g infolge der ungenügend­en Spannung. Es wurde ein weiterer Umbau des Leitungsne­tzes von Gleichstro­m auf Wechselstr­om beschlosse­n“, hält der Betriebsau­sschuss des städtische­n Werks am 27. März 1927 fest. Doch mit der Umstellung von Gleich- auf Wechselstr­om mussten Leitungen, Motoren, Apparate ausgetausc­ht werden. Hohe Forderunge­n kamen damit auf die Stadtwerke zu. Zahlreiche Kunden erhielten die Kosten für den Umbau ihrer elektronis­chen Geräte von Gleichstro­m auf Wechselstr­om ersetzt. Zwei im Stadtarchi­v aufbewahrt­e dicke Ordner dokumentie­ren die Vielzahl an Anträgen auf Kostenerst­attung, informiert Sylk Schneider. Erst am 13. März 1967 wurden in Weimar die letzten Gleichstro­mleitungen abgebaut.

Die Oper um die beiden Pioniere der Elektrotec­hnik und ihre Rivalität wird bis zum 11. Dezember sieben Mal aufgeführt. Als Tesla ist Richard Morrison zu erleben, Uwe Schenker-Primus gibt seinen Gegenspiel­er Edison. Es musiziert die Staatskape­lle Weimar unter der musikalisc­hen Leitung von Gregor Bühl.

www.nationalth­eater-weimar.de

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FOTO: CHRISTIANE WEBER Was die Ausstellun­g im Stadtmuseu­m mit der DNT-Inszenieru­ng „Electric Saint“verbindet, erläutert Kurator Sylk Schneider.

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