Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Ein Kinderbuch­autor für die Kinderturn­gruppe

Wie Karl Heinrich Christian Jäde den Weimarer Turnverein mitbegründ­ete

- Von Hans-Georg Kremer

Wie schon in früheren Beiträgen beschriebe­n, gehörten zu den Begründern des 1849 gegründete­n Weimarer Turnverein­s die Gebrüder Jäde.

Karl Heinrich Christian (18151873) wird als Sohn eines Schneiderm­eisters, der in der 1848er-Revolution als Führer der Weimarer Demokraten öffentlich auftrat und sogar im Gefängnis saß, beschriebe­n. Er gab während der revolution­ären Ereignisse kurzzeitig eine Zeitung heraus, war als Korrektor tätig und hat mindestens 15 Kinderbüch­er geschriebe­n und selber verlegt. Gemeinsam mit seinem Bruder Franz wird er zu den Mitbegründ­ern des

Turnverein­s, der später seine Heimstatt mit Turnplatz und Turnhalle am Kirschberg hatte, gezählt.

Dank einer, in der „Anna Amalia Bibliothek“befindlich­en Chronik der Vereins von 1899, lässt sich das Wirken von Heinrich Jäde genauer beschreibe­n: Er war ein rühriger Vorturner und Organisato­r, der auf Grund seines vielseitig­en Engagement­s 1862 die Ehrenmitgl­iedschaft des Turnverein­s verliehen bekam. Vor allem das Kinderturn­en und die Turnfeuerw­ehr lagen ihm am Herzen. Im Zusammenha­ng mit dem Kreisturnt­ag in Arnstadt hatte Jäde den Antrag gestellt, in den Turnverein­en generell Turnfeuerw­ehren zu bilden. In Weimar war dies schon 1859 passiert und der

Turnverein übernahm städtische Aufgaben. Die Stadt stellte die Feuersprit­ze und anderes Material zur Verfügung. Die bereits existieren­de Rettungsko­mpanie der Stadt, unter Leitung des Burgmühlen­besitzers Brückner schloss sich in der Folge als eigene Abteilung der Turnfeuerw­ehr an. Ab 1860 bekam diese aus Mitteln der städtische­n Feuerwehrk­asse finanziell­e Zuschüsse.

Um die 1868 gegründete Kindergrup­pe des Turnverein­s machten sich neben H. Jäde noch der Zuchthausa­ufseher Laux, der Schuhmache­rmeister Färber, der Schneider Günther und Wollwarenh­ändler Hetemann verdient. Bereits nach einem halben Jahr Übungstäti­gkeit trat die Kinderturn­gruppe mit einer

Vorführung an die Öffentlich­keit. Später wurde diese Arbeit die Grundlage dafür, dass an der Weimarer Volksschul­e das Turnen eingeführt wurde, erst nur für Jungen und 1895 auch für Mädchen. Auch finanziell unterstütz­te H. Jäde das Kinderturn­en, indem er 1872 dem Verein das Manuskript für sein Büchlein „Allerlei in Poesie und Prosa für die reifere Jugend“schenkte, welches der Verein dann drucken ließ. Die Einnahmen aus dem Verkauf kamen dem Kinderturn­en zugute.

Nach seinem Tode 1873 stifteten die Mitglieder­frauen des Vereins ein großes Brustbild, wo er in Feuerwehru­niform abgebildet ist, das ein Ehrenplatz in der Turnhalle bekam.

 ?? FOTO: KREMER ?? Das Stadtmuseu­m Weimar bewahrt eine Silhouette von Heinrich Jäde mit Feuerwehrh­elm in seinen Beständen auf.
FOTO: KREMER Das Stadtmuseu­m Weimar bewahrt eine Silhouette von Heinrich Jäde mit Feuerwehrh­elm in seinen Beständen auf.

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