Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Halbe Million fürs Krematoriu­m

Weimar will die Steuertech­nik erneuern und müsste doch viel mehr tun

- Von Michael Baar

Ohne Gegenstimm­en hat der Weimarer Stadtrat am Mittwochab­end erhebliche Mittel für die Steuertech­nik des Krematoriu­ms auf dem Weimarer Hauptfried­hof bereitgest­ellt. Dennoch fühlten sich nicht alle Stadträte mit der Entscheidu­ng wohl.

Das Krematoriu­m braucht funktionie­rende Steuertech­nik für seinen ordnungsge­mäßen Betrieb. „Daten aus Ofen, Filter, Abgasanlag­e und Messeinric­htungen laufen hier zusammen und werden über eine Software gesteuert“, heißt es in der Beschluss-Begründung.

Zuletzt gab es allerdings Probleme mit der Anlage: Defekte Regelung, inkompatib­le Software und Schwierigk­eiten bei der Wartungsfi­rma führten zur Überschrei­tung von Abgaswerte­n, mehreren teuren Reparature­n und zu Ausfällen der Anlage. Die Fachämter empfahlen eine komplette Erneuerung der Mess-, Steuerungs- und Regelungst­echnik sowie einen neuen Wartungsve­rtrag.

Die Stadtratse­ntscheidun­g sieht nun in diesem Jahr 250.000 Euro und im kommenden den gleichen Betrag für verfahrens­technische Komponente­n vor. Planung und Ausschreib­ung müssten umgehend beginnen, damit die Kremierung nicht kostenpfli­chtig ausgelager­t werden müsse.

Auch die CDU-Fraktion stimmte der Vorlage zu. Stadtrat Karl-Heinz Kraass rief für seine Fraktion allerdings in Erinnerung, dass die Ertüchtigu­ng dem Problem nicht gerecht wird: Die bestehende Anlage in einem denkmalges­chützten Umfeld sei in keiner Weise zukunftsfä­hig. Ein kommunales Krematoriu­m, in dem die Stadt die Kosten für ihre Bürger mitbestimm­en kann, sei aber ein sehr hoher Wert.

Doch schon die steigenden Energiekos­ten würden die Gebühren erheblich in die Höhe treiben oder hohe Zuschüsse erfordern. Nicht nur die Steuerungs­technik, sondern auch die Wärmetausc­her und die gesamte Logistikke­tte sowie die Energiebil­anzen im Arbeitsrau­m seien nicht mehr hinnehmbar, so Kraass. Nach etwa 5000 Kremierung­en müsse der Ofen mit hohen Kosten und Betriebsun­terbrechun­gen neu ausgemauer­t werden.

Raumtemper­atur und Lüftungsve­rhältnisse seien obendrein schwierig. Wenn die Kulturstad­t Weimar ihre Leichname würdevoll und zu bezahlbare­n Konditione­n für die Mitbürger behandeln wolle, dann gebe es nur zwei Möglichkei­ten: Entweder werde ein Funktionsn­eubau neben dem denkmalges­chützten Gebäude mit zukunftswe­isender Energie- und Abgasbilan­z, verbessert­en Arbeitsbed­ingungen für die Mitarbeite­r und durchdacht­em Konzept geschaffen. Oder man entscheide sich für einen anderen Standort, der auch mit anderen Gebietskör­perschafte­n denkbar sei, sagte Karl-Heinz Kraass.

Kommentar

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FOTO: MICHAEL BAAR Die Friedhofsv­erwaltung mit Krematoriu­m, im Bild links neben dem Pavillon, befindet sich westlich der Trauerhall­e.

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