Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Halbe Million fürs Krematorium
Weimar will die Steuertechnik erneuern und müsste doch viel mehr tun
Ohne Gegenstimmen hat der Weimarer Stadtrat am Mittwochabend erhebliche Mittel für die Steuertechnik des Krematoriums auf dem Weimarer Hauptfriedhof bereitgestellt. Dennoch fühlten sich nicht alle Stadträte mit der Entscheidung wohl.
Das Krematorium braucht funktionierende Steuertechnik für seinen ordnungsgemäßen Betrieb. „Daten aus Ofen, Filter, Abgasanlage und Messeinrichtungen laufen hier zusammen und werden über eine Software gesteuert“, heißt es in der Beschluss-Begründung.
Zuletzt gab es allerdings Probleme mit der Anlage: Defekte Regelung, inkompatible Software und Schwierigkeiten bei der Wartungsfirma führten zur Überschreitung von Abgaswerten, mehreren teuren Reparaturen und zu Ausfällen der Anlage. Die Fachämter empfahlen eine komplette Erneuerung der Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik sowie einen neuen Wartungsvertrag.
Die Stadtratsentscheidung sieht nun in diesem Jahr 250.000 Euro und im kommenden den gleichen Betrag für verfahrenstechnische Komponenten vor. Planung und Ausschreibung müssten umgehend beginnen, damit die Kremierung nicht kostenpflichtig ausgelagert werden müsse.
Auch die CDU-Fraktion stimmte der Vorlage zu. Stadtrat Karl-Heinz Kraass rief für seine Fraktion allerdings in Erinnerung, dass die Ertüchtigung dem Problem nicht gerecht wird: Die bestehende Anlage in einem denkmalgeschützten Umfeld sei in keiner Weise zukunftsfähig. Ein kommunales Krematorium, in dem die Stadt die Kosten für ihre Bürger mitbestimmen kann, sei aber ein sehr hoher Wert.
Doch schon die steigenden Energiekosten würden die Gebühren erheblich in die Höhe treiben oder hohe Zuschüsse erfordern. Nicht nur die Steuerungstechnik, sondern auch die Wärmetauscher und die gesamte Logistikkette sowie die Energiebilanzen im Arbeitsraum seien nicht mehr hinnehmbar, so Kraass. Nach etwa 5000 Kremierungen müsse der Ofen mit hohen Kosten und Betriebsunterbrechungen neu ausgemauert werden.
Raumtemperatur und Lüftungsverhältnisse seien obendrein schwierig. Wenn die Kulturstadt Weimar ihre Leichname würdevoll und zu bezahlbaren Konditionen für die Mitbürger behandeln wolle, dann gebe es nur zwei Möglichkeiten: Entweder werde ein Funktionsneubau neben dem denkmalgeschützten Gebäude mit zukunftsweisender Energie- und Abgasbilanz, verbesserten Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter und durchdachtem Konzept geschaffen. Oder man entscheide sich für einen anderen Standort, der auch mit anderen Gebietskörperschaften denkbar sei, sagte Karl-Heinz Kraass.
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