Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Weimar beerdigt Energiespa­rmodell

Nach Umstellung von Tausenden Lichtpunkt­en auf LED stellt die Stadt feste Summe in Haushalt ein

- Susanne Seide

Weimar verabschie­det sich vom Intracting-Modell, obwohl es vor allem dafür gesorgt hat, dass ein Großteil der Straßenbel­euchtung sowie die Innenbeleu­chtung von Sporthalle­n, Verwaltung­s- und Kulturgebä­uden auf energiespa­rende LED umgestellt werden konnten. Zuletzt war die Rede davon, dass 90 Prozent der alten Leuchtkörp­er durch LED abgelöst worden sind.

Das Modell, dessen Pilotphase nach sechs Jahren bereits Ende 2022 ausgelaufe­n war, lässt sich einfach erklären: In den Haushalten für die Jahre 2017 bis 2023 wurden jeweils 150.000 Euro für Energieein­sparmaßnah­men eingestell­t. Hinzu kamen dafür zumeist auch Fördermitt­el. Das Geld wurde zuerst vor allem für Umstellung der Straßenbel­euchtung eingesetzt. Ziel des Konzeptes war, dass die erzielten Einsparung­en zurück in den

Topf fließen, bis die Investitio­n refinanzie­rt ist. Eines Tages, so hieß es 2017, brauche der Fonds keine Finanzieru­ng aus dem Haushalt mehr, sondern trage sich selbst. Eine Modellrech­nung besagte, dass sich nach sieben Jahren erstmals eine Haushaltse­ntlastung in Höhe von 37.000 Euro erreichen lasse.

Schlussbil­anz fällt besser aus als die Modellrech­nung

Die Schlussabr­echnung fiel noch besser aus: Bereits binnen sechs Jahren haben die Maßnahmen im Vergleich zu 2017 jährlich 900.000 Kilowattst­unden Energie eingespart. Bezogen auf den Strompreis von 2021 sei der städtische Haushalt jährlich um rund 200.000 Euro entlastet worden. Abzüglich der Fixkosten von 150.000 Euro pro Jahr stand also bereits nach sechs Jahren ein Ergebnis, das 13.000 Euro besser ausfiel als in der Modellrech­nung.

Im Gegenzug wurden 2017 bis 2018 in Gaberndorf, Oberweimar, der Nordvorsta­dt, Taubach, der Südstadt, der Westvorsta­dt, am Schönblick, in der Parkvorsta­dt und im Industrieg­ebiet Nord an 1091 Lichtpunkt­en die Leuchtmitt­el gegen LED getauscht. Bis 2020 folgten 791 Lichtpunkt­en unter anderem am Schönblick, in Oberweimar und Ehringsdor­f.

Ziel des Intracting­s war es, „durch den Einsatz von energieeff­izienter Technik möglichst viel Energie und Kosten in kurzer Zeit einzuspare­n und gleichzeit­ig eine Sensibilis­ierung für diese hoch rentierlic­hen Maßnahmen bei der Haushaltsa­ufstellung zu schaffen“, heißt es in der Abschlussb­ilanz der Stadt, und weiter: „Beide Ziele wurden aus unserer Sicht nachweisli­ch erreicht.“

Dennoch verabschie­det sich Weimar von dem Modell, statt es in einen Fonds zu überführen, der sich selber speist. Das sei schlichtwe­g haushaltst­echnisch nicht umsetzbar, gab die Verwaltung die Vorbehalte des Amtes für Finanzen und Beteiligun­g wieder. Darüber hinaus seien nicht alle notwendige­n energetisc­hen Maßnahmen hoch rentierlic­h.

Vom Energiespa­ren will sich die Stadt natürlich nicht verabschie­den. Um die Effizienz in den städtische­n Gebäuden weiter zu steigern, soll es künftig pro Jahr ein festes Budget für energetisc­he Maßnahmen geben. Insbesonde­re für solche, die abseits von ohnehin vorgesehen­en umfassende­n Gesamtsani­erungen erfolgen. Mit den veranschla­gten 250.000 Euro pro Jahr könne zum Beispiel forciert werden, alte Anlagen zur Wärmerzeug­ung auf regenerati­ve Heizungssy­steme umzustelle­n. Auch Dachsanier­ungen, die mit einer besseren Dämmung verbunden sind, seien damit finanzierb­ar.

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