Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Weimar beerdigt Energiesparmodell
Nach Umstellung von Tausenden Lichtpunkten auf LED stellt die Stadt feste Summe in Haushalt ein
Weimar verabschiedet sich vom Intracting-Modell, obwohl es vor allem dafür gesorgt hat, dass ein Großteil der Straßenbeleuchtung sowie die Innenbeleuchtung von Sporthallen, Verwaltungs- und Kulturgebäuden auf energiesparende LED umgestellt werden konnten. Zuletzt war die Rede davon, dass 90 Prozent der alten Leuchtkörper durch LED abgelöst worden sind.
Das Modell, dessen Pilotphase nach sechs Jahren bereits Ende 2022 ausgelaufen war, lässt sich einfach erklären: In den Haushalten für die Jahre 2017 bis 2023 wurden jeweils 150.000 Euro für Energieeinsparmaßnahmen eingestellt. Hinzu kamen dafür zumeist auch Fördermittel. Das Geld wurde zuerst vor allem für Umstellung der Straßenbeleuchtung eingesetzt. Ziel des Konzeptes war, dass die erzielten Einsparungen zurück in den
Topf fließen, bis die Investition refinanziert ist. Eines Tages, so hieß es 2017, brauche der Fonds keine Finanzierung aus dem Haushalt mehr, sondern trage sich selbst. Eine Modellrechnung besagte, dass sich nach sieben Jahren erstmals eine Haushaltsentlastung in Höhe von 37.000 Euro erreichen lasse.
Schlussbilanz fällt besser aus als die Modellrechnung
Die Schlussabrechnung fiel noch besser aus: Bereits binnen sechs Jahren haben die Maßnahmen im Vergleich zu 2017 jährlich 900.000 Kilowattstunden Energie eingespart. Bezogen auf den Strompreis von 2021 sei der städtische Haushalt jährlich um rund 200.000 Euro entlastet worden. Abzüglich der Fixkosten von 150.000 Euro pro Jahr stand also bereits nach sechs Jahren ein Ergebnis, das 13.000 Euro besser ausfiel als in der Modellrechnung.
Im Gegenzug wurden 2017 bis 2018 in Gaberndorf, Oberweimar, der Nordvorstadt, Taubach, der Südstadt, der Westvorstadt, am Schönblick, in der Parkvorstadt und im Industriegebiet Nord an 1091 Lichtpunkten die Leuchtmittel gegen LED getauscht. Bis 2020 folgten 791 Lichtpunkten unter anderem am Schönblick, in Oberweimar und Ehringsdorf.
Ziel des Intractings war es, „durch den Einsatz von energieeffizienter Technik möglichst viel Energie und Kosten in kurzer Zeit einzusparen und gleichzeitig eine Sensibilisierung für diese hoch rentierlichen Maßnahmen bei der Haushaltsaufstellung zu schaffen“, heißt es in der Abschlussbilanz der Stadt, und weiter: „Beide Ziele wurden aus unserer Sicht nachweislich erreicht.“
Dennoch verabschiedet sich Weimar von dem Modell, statt es in einen Fonds zu überführen, der sich selber speist. Das sei schlichtweg haushaltstechnisch nicht umsetzbar, gab die Verwaltung die Vorbehalte des Amtes für Finanzen und Beteiligung wieder. Darüber hinaus seien nicht alle notwendigen energetischen Maßnahmen hoch rentierlich.
Vom Energiesparen will sich die Stadt natürlich nicht verabschieden. Um die Effizienz in den städtischen Gebäuden weiter zu steigern, soll es künftig pro Jahr ein festes Budget für energetische Maßnahmen geben. Insbesondere für solche, die abseits von ohnehin vorgesehenen umfassenden Gesamtsanierungen erfolgen. Mit den veranschlagten 250.000 Euro pro Jahr könne zum Beispiel forciert werden, alte Anlagen zur Wärmerzeugung auf regenerative Heizungssysteme umzustellen. Auch Dachsanierungen, die mit einer besseren Dämmung verbunden sind, seien damit finanzierbar.