Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Ehrenbürger in der Stadt seiner Qual
Izio Rosenman muss als Kind das Konzentrationslager Buchenwald erleiden
Im Rahmen einer Feierstunde im Festsaal des historischen Rathauses haben Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) und die Stadtratsvorsitzende Bärbel Fiedler (Bündnis-Grüne) am Freitag dem Buchenwald-Überlebenden Izio Rosenman die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Weimar übergeben.
Weimars neuer Ehrenbürger wurde von seinen Söhnen David und Gabriel Rosenman sowie rund 30 französischen Schülerinnen und Schülern begleitet, die sich in den vergangenen Tagen in der Gedenkstätte in Workshops mit der Lebensgeschichte Izio Rosenmans auseinandergesetzt haben.
Vater stirbt kurz nach der Befreiung
„Das Wichtige ist, dass die jungen Leute sind da“, sagte der 89-Jährige am Ende der Feierstunde auf Deutsch. Er sei glücklich und bewegt über die Ehrenbürgerwürde, hatte er kurz zuvor auf Französisch in das Goldene Buch der Stadt geschrieben. Er wisse deren Engagement gegen Faschismus, Rassismus und Antifaschismus sehr zu schätzen. Er mahnte, wie wichtig es sei, auf erste Signale zu achten, wenn Menschen andere ausgrenzen.
Peter Kleine hob ebenso hervor, wie wichtig es sei, dass junge Leute noch die Chance haben, Kontakt mit Zeitzeugen zu haben. Er erinnerte daran, dass unlängst auch bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Jacqueline Fleury in Versailles eine Schülergruppe aus Gerstungen mit der Zeitzeugin sprechen konnten. „Diese Gespräche bewegen mich sehr“, betonte der Oberbürgermeister und sie würden ihn im Engagement mit dem Ziel „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“sehr optimistisch stimmen.
Izio Rosenman wurde am 20. Mai 1935 als Kind einer jüdisch-polnischen Familie in Dęblin (Demblin) geboren, die stark von kommunistischem Ideengut geprägt war. Einer Deportation im Sommer 1942 entging er. Im Sommer 1944 aber wurde die Familie in das Internierungslager Tschenstochau gebracht und getrennt. Izio Rosenman kam mit seinem Vater Samson im Januar 1945 in das KZ Buchenwald. Hier durften sie kaum Kontakt haben und erlebten die Befreiung des KZ am 11. April 1945. Doch Samson Rosenman starb wenige Tage danach an Typhus. „Er liegt dort begraben“, sagte sein Sohn.
In Begleitung des französisch-jüdischen Kinderhilfswerks Oeuvre de Secours aux Enfant (OSE) kam Izio Rosenman Anfang Juni 1945 zunächst in ein Waisen- und Kinderheim im französischen Eure. Anfang 1946 wurden er sowie seine Mutter Chana und die Schwestern Ida und Hadessa wieder vereint. Der Physiker und Psychoanalytiker lebt in Paris.