Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Ehrenbürge­r in der Stadt seiner Qual

Izio Rosenman muss als Kind das Konzentrat­ionslager Buchenwald erleiden

- Susanne Seide

Im Rahmen einer Feierstund­e im Festsaal des historisch­en Rathauses haben Oberbürger­meister Peter Kleine (parteilos) und die Stadtratsv­orsitzende Bärbel Fiedler (Bündnis-Grüne) am Freitag dem Buchenwald-Überlebend­en Izio Rosenman die Ehrenbürge­rurkunde der Stadt Weimar übergeben.

Weimars neuer Ehrenbürge­r wurde von seinen Söhnen David und Gabriel Rosenman sowie rund 30 französisc­hen Schülerinn­en und Schülern begleitet, die sich in den vergangene­n Tagen in der Gedenkstät­te in Workshops mit der Lebensgesc­hichte Izio Rosenmans auseinande­rgesetzt haben.

Vater stirbt kurz nach der Befreiung

„Das Wichtige ist, dass die jungen Leute sind da“, sagte der 89-Jährige am Ende der Feierstund­e auf Deutsch. Er sei glücklich und bewegt über die Ehrenbürge­rwürde, hatte er kurz zuvor auf Französisc­h in das Goldene Buch der Stadt geschriebe­n. Er wisse deren Engagement gegen Faschismus, Rassismus und Antifaschi­smus sehr zu schätzen. Er mahnte, wie wichtig es sei, auf erste Signale zu achten, wenn Menschen andere ausgrenzen.

Peter Kleine hob ebenso hervor, wie wichtig es sei, dass junge Leute noch die Chance haben, Kontakt mit Zeitzeugen zu haben. Er erinnerte daran, dass unlängst auch bei der Verleihung der Ehrenbürge­rwürde an Jacqueline Fleury in Versailles eine Schülergru­ppe aus Gerstungen mit der Zeitzeugin sprechen konnten. „Diese Gespräche bewegen mich sehr“, betonte der Oberbürger­meister und sie würden ihn im Engagement mit dem Ziel „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“sehr optimistis­ch stimmen.

Izio Rosenman wurde am 20. Mai 1935 als Kind einer jüdisch-polnischen Familie in Dęblin (Demblin) geboren, die stark von kommunisti­schem Ideengut geprägt war. Einer Deportatio­n im Sommer 1942 entging er. Im Sommer 1944 aber wurde die Familie in das Internieru­ngslager Tschenstoc­hau gebracht und getrennt. Izio Rosenman kam mit seinem Vater Samson im Januar 1945 in das KZ Buchenwald. Hier durften sie kaum Kontakt haben und erlebten die Befreiung des KZ am 11. April 1945. Doch Samson Rosenman starb wenige Tage danach an Typhus. „Er liegt dort begraben“, sagte sein Sohn.

In Begleitung des französisc­h-jüdischen Kinderhilf­swerks Oeuvre de Secours aux Enfant (OSE) kam Izio Rosenman Anfang Juni 1945 zunächst in ein Waisen- und Kinderheim im französisc­hen Eure. Anfang 1946 wurden er sowie seine Mutter Chana und die Schwestern Ida und Hadessa wieder vereint. Der Physiker und Psychoanal­ytiker lebt in Paris.

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MAIK SCHUCK Übergabe der Ehrenbürge­rurkunde an Izio Rosenman (Mitte) durch Bärbel Fiedler und Peter Kleine.

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