Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Von Zweifeln und Gewissheit
Quasimodogeniti – so heißt der Sonntag nach Ostern. „Wie die neu geborenen Kinder“heißt das übersetzt. So sind wir als Christinnen und Christen, wenn wir getauft sind. Mit den liebenden Augen Gottes gesehen. Das tut gut.
An diesem Sonntag geht es aber auch um Thomas. „Der Zweifler“wird er auch genannt, denn er kann nicht so einfach glauben, braucht Beweise. Auch das kenne ich. Und auch das tut gut: zu lesen, dass auch die Freunde Jesu mit Zweifeln zu kämpfen hatten.
Das Leben als Christin ist nicht immer nur Glaubensgewissheit, sondern manchmal auch Zweifeln. Als Christin in dieser Welt leben heißt, zu überlegen und abzuwägen, was es bedeutet, Christin zu sein, immer wieder. Zurückgezogen zu leben, bedeutet es für mich nicht. Die Augen zu verschließen vor Unrecht und Ungerechtigkeit auch nicht. Und ganz sicher nicht, auf der Seite von Menschen zu stehen, die im Widerspruch zu Jesu Lehre und Wirken stehen.
Ich kann nicht verstehen, wie mein Kollege Martin Michaelis für eine Partei antreten kann, die zumindest in Thüringen keinen Hehl daraus macht, dass sie sich dem „Kampf gegen Rechts“entgegenstellen will. Das heißt nichts anderes, als dass die AfD Projekten, die sich für Weltoffenheit und Menschenfreundlichkeit, ohne Ansicht von Herkunft und Glauben, einsetzen, den Geldhahn zudrehen und demokratische Bildungsprogramme schwächen will.
Jesus war ein Menschenfreund. Er ist zu allen Menschen gegangen, nicht nur zu denen, die ihm bequem und angenehm waren. Anders als mein Quedlinburger Kollege möchte ich mich dem entgegenstellen, was der Menschenfreundlichkeit Jesu widerspricht. Zum Beispiel mit dem Format „Kirche weltoffen“der Kirchgemeinde Weimar. Das nächste Mal treffen wir uns am 8. April, 18.30 Uhr, vor der Herderkirche.