Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Viele Hürden bis zum Alltags-Radweg
Seit mehr als zwei Jahren kämpft eine Interessengemeinschaft in Kromsdorf für eine sichere Verbindung auf dem gefährlichen Abschnitt zwischen ihrem Ort und der Dürrenbacher Hütte
Die „IG Radweginitiative“aus Kromsdorf-Nord wird noch Geduld brauchen: Das Kernprojekt der 2021 gegründeten Gruppe, ein Radweg parallel zur Straße vom nördlichen Kromsdorfer Ortsausgang bis zur Bahn-Unterführung an der Dürrenbacher Hütte in Weimar, wird zwar in jedem Fall im Radverkehrskonzept des Weimarer Landes stehen. Die Realisierung aber schätzt der Bau- und Ordnungsamtsleiter der Landgemeinde Ilmtal-Weinstraße, Ronny Funk, als „kein kurzfristiges Projekt, das man von heute auf morgen umsetzen könnte“ein.
Zunächst, so Funk, müsse der neu zu wählende Kreistag das Radverkehrskonzept beschließen, dessen erster Anlauf in der letzten regulären Sitzung der Legislatur wegen etlicher sachlicher Mängel gescheitert war. Danach müsse die Landgemeinde ihre internen Prioritäten beachten: „Wir bestehen aus 16 Orten, von denen manche noch keinen Radweg-Anschluss haben, während Kromsdorf durch den Ilmtal-Radweg grundsätzlich schon mit Weimar verbunden ist“, erläutert der Amtsleiter.
Kontakt zu den privaten Besitzern der Flächen suchen
Zwei weitere Hürden zählt er auf: „Die notwendigen Flächen gehören nicht der Gemeinde, sondern einem privaten Besitzer, mit dem man überhaupt erstmal reden müsste. Und sinnvoll wäre ein solcher Weg nur, wenn die Stadt Weimar mit einsteigt, damit er nicht an der Gemarkungsgrenze endet.“
Den Argumenten der IG für einen solchen Radweg auf rund 800 Metern entlang der westlichen Seite der Straße kann Funk natürlich folgen, wie wohl jeder, der dort schon einmal motorisiert oder mit dem Fahrrad unterwegs war. Die Straße ist kurvig, führt über eine Kuppe, teilweise sehr schlecht einsehbar und relativ schmal. Aber eben auch gut ausgebaut, was zu zügigem Gasgeben verleitet.
„Seit Corona und dem Boom der E-Bikes nimmt der Radverkehr generell immer mehr zu, und gerade hier ist das deutlich zu beobachten“, so Volker König und Carsten Krüger, die mit Frank Markau und Ulrich Kliegel den aktiven Kern der IG bilden.
„Der Ilmtal-Weg ist touristisch wichtig, aber für den Alltag keine echte Alternative“, betonen sie. „Er ist über weite Strecken nicht beleuchtet und für alle, die zum Beispiel zum Weimarer Bahnhof oder zur Arbeit ins Industriegebiet oder in die Berufsschule wollen, ein drei Mal so langer Umweg.“Sie sammelten binnen weniger Wochen mehr als 300 Unterschriften, zählten einen Tag lang den Verkehr und gingen mit dieser Datenbasis den „Dienstweg“: Ortschaftsrat und Ortschaftsbürgermeisterin Katrin Karpe (parteilos) haben sie auf ihrer Seite, den Ilmtal-Weinstraße-Gemeinderat und das Landratsamt hingegen noch längst nicht. Die Stadt Weimar zeigte sich vorsichtig abwartend. König: „Wir hoffen, dass nicht erst ein schlimmer Unfall passieren muss, bis alle Beteiligten aufwachen.“