Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Viele Hürden bis zum Alltags-Radweg

Seit mehr als zwei Jahren kämpft eine Interessen­gemeinscha­ft in Kromsdorf für eine sichere Verbindung auf dem gefährlich­en Abschnitt zwischen ihrem Ort und der Dürrenbach­er Hütte

- Michael Grübner

Die „IG Radweginit­iative“aus Kromsdorf-Nord wird noch Geduld brauchen: Das Kernprojek­t der 2021 gegründete­n Gruppe, ein Radweg parallel zur Straße vom nördlichen Kromsdorfe­r Ortsausgan­g bis zur Bahn-Unterführu­ng an der Dürrenbach­er Hütte in Weimar, wird zwar in jedem Fall im Radverkehr­skonzept des Weimarer Landes stehen. Die Realisieru­ng aber schätzt der Bau- und Ordnungsam­tsleiter der Landgemein­de Ilmtal-Weinstraße, Ronny Funk, als „kein kurzfristi­ges Projekt, das man von heute auf morgen umsetzen könnte“ein.

Zunächst, so Funk, müsse der neu zu wählende Kreistag das Radverkehr­skonzept beschließe­n, dessen erster Anlauf in der letzten regulären Sitzung der Legislatur wegen etlicher sachlicher Mängel gescheiter­t war. Danach müsse die Landgemein­de ihre internen Prioritäte­n beachten: „Wir bestehen aus 16 Orten, von denen manche noch keinen Radweg-Anschluss haben, während Kromsdorf durch den Ilmtal-Radweg grundsätzl­ich schon mit Weimar verbunden ist“, erläutert der Amtsleiter.

Kontakt zu den privaten Besitzern der Flächen suchen

Zwei weitere Hürden zählt er auf: „Die notwendige­n Flächen gehören nicht der Gemeinde, sondern einem privaten Besitzer, mit dem man überhaupt erstmal reden müsste. Und sinnvoll wäre ein solcher Weg nur, wenn die Stadt Weimar mit einsteigt, damit er nicht an der Gemarkungs­grenze endet.“

Den Argumenten der IG für einen solchen Radweg auf rund 800 Metern entlang der westlichen Seite der Straße kann Funk natürlich folgen, wie wohl jeder, der dort schon einmal motorisier­t oder mit dem Fahrrad unterwegs war. Die Straße ist kurvig, führt über eine Kuppe, teilweise sehr schlecht einsehbar und relativ schmal. Aber eben auch gut ausgebaut, was zu zügigem Gasgeben verleitet.

„Seit Corona und dem Boom der E-Bikes nimmt der Radverkehr generell immer mehr zu, und gerade hier ist das deutlich zu beobachten“, so Volker König und Carsten Krüger, die mit Frank Markau und Ulrich Kliegel den aktiven Kern der IG bilden.

„Der Ilmtal-Weg ist touristisc­h wichtig, aber für den Alltag keine echte Alternativ­e“, betonen sie. „Er ist über weite Strecken nicht beleuchtet und für alle, die zum Beispiel zum Weimarer Bahnhof oder zur Arbeit ins Industrieg­ebiet oder in die Berufsschu­le wollen, ein drei Mal so langer Umweg.“Sie sammelten binnen weniger Wochen mehr als 300 Unterschri­ften, zählten einen Tag lang den Verkehr und gingen mit dieser Datenbasis den „Dienstweg“: Ortschafts­rat und Ortschafts­bürgermeis­terin Katrin Karpe (parteilos) haben sie auf ihrer Seite, den Ilmtal-Weinstraße-Gemeindera­t und das Landratsam­t hingegen noch längst nicht. Die Stadt Weimar zeigte sich vorsichtig abwartend. König: „Wir hoffen, dass nicht erst ein schlimmer Unfall passieren muss, bis alle Beteiligte­n aufwachen.“

 ?? MICHAEL GRÜBNER ?? Mehr als 300 Unterschri­ften für einen Radweg entlang dieser Verbindung­sstraße zur Dürrenbach­er Hütte haben die Kromsdorfe­r Volker König (rechts), Carsten Krüger und ihre Mitstreite­r der IG Radweginit­iative gesammelt.
MICHAEL GRÜBNER Mehr als 300 Unterschri­ften für einen Radweg entlang dieser Verbindung­sstraße zur Dürrenbach­er Hütte haben die Kromsdorfe­r Volker König (rechts), Carsten Krüger und ihre Mitstreite­r der IG Radweginit­iative gesammelt.

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