Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Orientierungslauf bei Dynamo Weimar
Ein Blick ins Fotoalbum: In den 60er-Jahren wird der Sport immer beliebter, bei mehreren Vereinen
Die ab Mitte der 1960er Jahre relativ selbstständig agierende Orientierungslauf-Jugendgruppe bei der Betriebssportgemeinschaft Lok Weimar stellte thüringenweit eine Art „Leistungszentrum“dar und übte so eine starke Anziehungskraft auch auf Sportler anderer Sportgemeinschaften aus. Die Bestimmungen der Reichsbahn, die Trägerbetrieb der BSG Lok war, besagten, dass für Sportfahrten in der gesamten DDR für BSG-Mitglieder fast unbegrenzt „Frei-Fahrt-Scheine“für alle Züge zweiter Klasse zur Verfügung standen. Mit wenig bürokratischem Aufwand waren kostenlose Fahrten bis in den äußersten Winkel der DDR möglich.
Die BSG Lok und Motor Weimar trainieren zusammen
Schwieriger war es mit der zur Verfügungsstellung von Startgeldern. Da bei Kindern oder Jugendlichen teilweise kein Startgeld beziehungsweise nur der halbe Satz verlangt wurde, war auch dies erschwinglich. Die Beträge lagen zwischen drei bis fünf Mark pro Start. Übernachtet wurde meist in Sporthallen und Klassenzimmern, im eigenen Zelt oder in preiswerten Jugendherbergen. Nachwuchs-Orientierungsläuferinnen und -läufer aus der gesamten Region um Weimar interessierten sich daher für eine Mitgliedschaft bei Lok Weimar.
So kam es zu einer Trainingsgemeinschaft
mit der kleinen Orientierungslaufgruppe der Motor Weimar, wo der Student Herbert Weiß von der Hochschule für Architektur und Bauwesen das gemeinsame Konditionstraining übernahm. Später kamen noch leistungsstarke Läuferinnen und Läufer wie Traute Schölling (Erfurt), Monika Batz und Barb Obstfelder (Jena) sowie Detlef Putze (Apolda) aus anderen
Sportgemeinschaften zu Lok. Als einzige „innerstädtische“Konkurrenz bestand die Orientierungslaufgruppe der Sportgemeinschaft (SG) Dynamo Weimar, die besonders im Kinderbereich zahlen- und leistungsmäßig mit den Lok-Sportlern mithalten konnte.
Die Dynamosportler rekrutierten sich meist aus Touristik-Arbeitsgemeinschaften der Pionierorganisation,
die ihren Stützpunkt in der Fasanerie im Webicht hatte. Der Leiter des Touristikzentrums, Harald Müller, sorgte dafür, dass die größten Talente zur SG Dynamo kamen. Dynamo wurde im Kreisfachausschuss (KFA) durch Horst Opiela vertreten. Mitte der 1960er Jahre war Kreisvorsitzender Oswald Mattick von der Lok, sein Stellvertreter war Hajo Feistkorn von Motor. Die
Fachkommission Orientierungslauf leitete Hans-Georg Kremer von Lok, und Horst Opiela von Dynamo war Chef der Fachkommission Wandern. BSG (OT) Apolda war kooperatives Mitglied im KFA, da es in diesem Kreis nur eine Sportgemeinschaft mit Orientierungsläufern gab. Pro Jahr wurden von Lok und Dynamo bis zu zehn Wettkämpfe in der Region organisiert.