Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Es fehlen Schutzräume, Personal und Geld
Gewalt gegen Frauen eindämmen: Land kommt nur langsam voran
Bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen kommt Thüringen nur langsam voran. Das geht aus einem Kabinettsentwurf hervor, der am Dienstag beschlossen werden soll. Der von vielen Seiten geforderte Ausbau von Beratungsstellen und Frauenschutzeinrichtungen sei „auf Landesebene in Arbeit“, heißt es in dem Bericht. Dennoch werde der Bedarf einer „zügigen Umsetzung eines angemessenen Ausbaus an Hilfestrukturen“als notwendig erachtet. Auch an einem Landesaktionsplan werde weiterhin gearbeitet.
„Der politische Wille ist zwar erkennbar, aber es hapert an der Umsetzung“, sagt Julia Hohmann, Fachreferentin vom Paritätischen, und verweist dabei auf eine Finanzstruktur, die in allen unzureichend sei. Es fehle einfach an allen: Gelder für Sach- und Verwaltungsangelegenheiten, Fachkräfte und Frauenhäuser. „Zurzeit haben wir in Thüringen 13 landesgeförderte Frauenschutzeinrichtungen. Uns fehlen über hundert Frauenplätze. Wir können den Bedarf einfach nicht decken.“Sie fordert einen Ausbau von Hilfestrukturen, „und zwar flächendeckend“. Denn in den Städten sei das Beratungsangebot für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, immer noch besser als in ländlichen Gebieten.
Geht es nach der Rot-Rot-Grün soll sich das mit einer Novelle des Chancengleichheitsförderungsgesetzes künftig ändern. Mit dem Gesetz soll eine Verbesserung der Situation eintreten, sagt Laura Wahl, gleichstellungspolitische Sprecherin von den Grünen. Künftig solle es in jedem Landkreis ein Frauenhaus geben; der Personalschlüssel solle sich verbessern und mehr Schutzplätze zur Verfügung gestellt werden. Damit soll der angespannten Auslastungssituation in den Thüringern Frauenhäusern entgegengetreten werden, so Wahl.
In Thüringen arbeitet die Landesregierung bereits seit dem Jahr 2021 an der Umsetzung der IstanbulKonvention. In deren Fokus steht die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie häuslicher Gewalt. Thüringen hat dafür eine Koordinierungsstelle eingerichtet, die die dazu getroffenen Maßnahmen auf Landesebene bündeln soll.