Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Klartext – Leser schreiben ihre Meinung Peter Sodann jetzt zu höherer Arbeit abberufen

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Ein Leser erinnert anlässlich von Peter Sodanns Tod an dessen Stauchaer Bibliothek der Bücher aus DDR-Verlagen und schreibt unter anderem:

Peter Sodann sagte in Staucha mal zu mir: Sachse ist das höchste, was ein Mensch sein kann! Peter, antwortete ich, als noch höher sehe ich Preußen an, die zu Thüringer assimilier­t sind! Seitdem wurden wir Freunde. Und als ich zu einem meiner Besuche Dr. Albrecht Börner („Sachsen Glanz & Preußens Gloria“) mit nach Staucha nahm und dieser der Bibliothek ein Buch aus seiner Feder schenkte, schaute Sodann sofort ins Impressum: „Dieses Buch passt aber nicht in meine Sammlung!“Dr. Börner sagte: „Bedenken Sie bitte, dass dieses Skript sehr lange zu warten hatte, eh es jetzt gelesen werden darf…!“„Au weih, dann sollte ich da wohl noch eine weitere Rubrik in diesem Museum aufmachen!?!“

Ich habe meinen Freund nie danach gefragt, wie er sich zu diesem Gedanken positionie­rt hat. Weil – mein Freund ein großer, sehr liebenswür­diger Grantler war und ich zu vielen Fragen eher ambivalent­e Antworten bekommen habe. Zwei Stücke bleiben mir ewig in Erinnerung! Das eine stammte aus Sodanns Feder. Grundlage war der gleichnami­ge Text von Esther Vilar und hieß: Speer. Es geht in diesem Text tatsächlic­h um Albert Speer. Mit einem vollen Auto fuhren wir den Weg von Jena nach Staucha, hörten in der Theater-Scheune dort keine Nadel zu Boden fallen und fuhren gleich in der Nacht wieder zurück nach Jena! Als zweites hat mich ein Spiel „Im Frühtau zu Berge, wir zieh’n, wallera“zusammen mit Dr. Norbert Blüm stark beeindruck­t. Sie spielten es im Kulturhaus Gera. Als Drittes möchte ich erwähnen, dass Peter Sodann es war, der als Erster und bisher Einziger anno 2017 in Jena „Die Ballade vom Mauerblümc­hen“öffentlich vortrug – anlässlich einer seiner Buchlesung­en in dieser Stadt. Diese Ballade wurde wohl 1964 im Studentenk­abarett „Die Medizynike­r“von Dieter Teweleit (mittlerwei­le ebenfalls verstorben) verfasst, von Reinhard Kirschke auf einem ÄrzteKongr­ess in Suhl vorgetrage­n… Sie kam von dort nicht wieder nach Jena zurück. Wohl wegen ihrer Brisanz? Es war und ist unverständ­lich, dass sie noch immer verschwieg­en wird. Nun ist Peter Sodann zu höherer Arbeit abberufen worden! Werner Treue, Jena

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