Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Anwohner will Schlagbaum zurück
Früherer Niedersynderstedter Ortsbürgermeister fordert von Stadt auf Anliegerstraße Stopp des Durchgangsverkehrs
Niedersynderstedt. Albrecht Scheiding wohnt beschaulich in Niedersynderstedt: in einem eigenen Häuschen mit Garten, im Rücken Natur, die Nachbarschaft überschaubar, die Autobahn zwar nicht weit, aber weit genug, um nicht nennenswert zu stören. Und vor dem Haus eine Anliegerstraße, die einen großzügigen Winkel um die Ortsdurchfahrt beschreibt.
Genau diese kleine Straße – Auf dem Hanfsacke – ist aus Scheidings Sicht jedoch längst nicht mehr so beschaulich, wie sie es einmal war. Um hier wieder Ruhe einkehren zu lassen, erwägt der 74-Jährige sogar den Gang vor Gericht.
Blankenhain hat kein Geld für den Ausbau der Straße
Für die Geschicke Niedersynderstedts zeichnete Scheiding einst selbst mitverantwortlich. Bis 2009 war er im Dorf, das seit 1993 zur Stadt Blankenhain gehört, Ortsteilbürgermeister, zwischenzeitlich auch Mitglied im Stadtrat. 1996 hatte er auf dem Hanfsacke sein Eigenheim gebaut. Seinerzeit standen dort noch kaum andere Häuser. Die Straße sei desolat gewesen, ein weitgehend unbefestigter, mit Schlaglöchern übersäter Feldweg.
Mit den Jahren kamen mehr Anlieger hinzu. Am Zustand der Straße habe sich jedoch nichts geändert. Blankenhain war damals hoch verschuldet und hatte nicht das
Geld, um auf einer Nebenstraße im Dorf Abhilfe zu schaffen.
Also halfen sich die Anwohner selbst. Sie fanden sich in einer privaten Initiative zusammen und ließen die Straße 2005 auf eigene Rechnung ausbauen. Scheiding, der als
Bereichsleiter für einen Baustoffproduzenten tätig war und unter anderem den Steinbruch in Lohma betrieb, steuerte zur Finanzierung des Vorhabens den Löwenanteil bei. 40.000 Euro habe er dafür aufgebracht, außerdem dafür gesorgt, das
Baumaterial günstig einkaufen zu können. Auch weitere 13 Anlieger der Straße beteiligten sich an den Kosten, die sich auf rund 70.000 Euro beliefen. Kommunales Geld sei nicht in den Bau des 270 Meter langen Straßenstückes geflossen.
Und sie lebten glücklich und zufrieden... könnte man meinen. Dem ist aber nicht so. Denn, so sagt Scheiding: Aus der Zufahrt für Anlieger sei de facto eine Hauptstraße geworden, auf der er schon mehr als 100 Fahrzeuge binnen 24 Stunden gezählt habe. Zumeist seien es Landwirtschaftsfahrzeuge, die hier unterwegs sind und aus oder in Richtung Göttern durch die kleine Autobahnunterführung abkürzen wollen. Zwar gebe es zwischen dem Magdalaer Ortsteil und Obersynderstedt einen eigens ausgewiesenen Landwirtschaftsweg, der nicht durch Niedersynderstedt führt. Der sei aber länger und deshalb für die Fahrer mutmaßlich unattraktiv.
Dagegen, über den Hanfsack jene Felder zu erreichen, die direkt am Ort liegen, habe Scheiding nichts. Er störe sich vielmehr am Durchgangsverkehr, für den die zwar öffentlich gewidmete, aber privat bezahlte Straße nun einmal nicht gemacht sei. Einen juristisch belastbaren Grund, dort nicht entlangzufahren, gibt es für Agrarunternehmen aktuell jedoch nicht. Ein Schlagbaum, der das einst unterbunden habe, sei von wem auch immer entfernt worden. Auch die derzeitige Ausschilderung sage nichts anderes: Für Anlieger sowie land- und forstwirtschaftlichen Verkehr ist hier die Passage mit maximal zehn Stundenkilometern frei. Von der Stadt erwartet Scheiding deshalb, die Straße Auf dem Hanfsacke wieder den Anliegern zu reservieren.