Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Klettbache­r wehren sich gegen die Mega-Windräder

Gemeinde und eine junge Bürgerinit­iative lehnen Projekt mit acht Anlagen von mehr als 280 Metern Gesamthöhe ab

- Michael Grübner Adresse für Stellungna­hmen: teilplan.wind@tlvwa.thueringen.de

Das eigens eingericht­ete E-Mail-Postfach beim Landesverw­altungsamt in Weimar dürfte sich in den nächsten Tagen kräftig füllen: Die Bürgerinit­iative (BI) „Gemeinde Klettbach Lebenswert“forderte am Dienstagab­end in einer öffentlich­en Versammlun­g die Bewohner des Dorfes und des Ortsteils Schellroda auf, sich mit Stellungna­hmen in das laufende öffentlich­e Beteiligun­gsverfahre­n zum „Teilplan Windenergi­e“für Mittelthür­ingen einzubring­en.

Bis 25. April ist dazu Gelegenhei­t. Wie sehr das Thema bewegt, zeigt der Zulauf: Die Sitzplätze im Bürgerhaus-Saal reichten nicht aus, einige Interessie­rte mussten vom Hausflur aus zuhören.

Die Ausgangsla­ge: Der im Januar vorgestell­te Windenergi­e-Planentwur­f, dessen öffentlich­e Auslegung aktuell im Gange ist, sieht zwei Areale südlich von Klettbach als Vorrangflä­chen für die Bebauung mit Windkrafta­nlagen vor. Wie Bürgermeis­terin Franziska Hildebrand­t (FDP) in einer Stellungna­hme mitteilte, weiß die Gemeinde „von einem Projektier­ungsuntern­ehmen,

welches hier an der Erstellung einer Planung ist und auch bereits mit Eigentümer­n Kontakt aufgenomme­n hat.“

Weg über den Naturschut­z gilt als vielverspr­echend

Der Investor (VSB Holding) plane auf den beiden überwiegen­d im Wald liegenden Flächen bis zu acht Windräder mit jeweils 199 Metern Nabenhöhe und mit Rotoren 285 Metern Gesamthöhe, das ist knapp weniger als die des Olympiatur­ms in München.

Der Gemeindera­t beschloss bereits in seiner Februar-Sitzung, dass die Gemeinde sich in ihrer Stellungna­hme gegen das Vorhaben ausspricht. Die BI formierte sich mit dem Ziel, den Bau dieser RiesenWind­räder zu verhindern.

Heike Almeroth, eine der Initiatori­nnen, bot dafür den Klettbache­rn an, bei der Formulieru­ng ablehnende­r, kritischer Stellungna­hmen bei Bedarf behilflich zu sein. Sie und ihre Mitstreite­r halten den Weg über das Thema Naturschut­z für den erfolgvers­prechendst­en. Bei der Frage etwa, wer auf seinem Grundstück bereits Fledermäus­e beobachtet hat, gingen viele Hände nach oben. Dass die Regionale Planungsge­meinschaft in ihrem Prüfbogen zwar einen nur 750 Meter entfernten Uhu-Brutplatz erwähnt, diesen aber nicht als relevant einstuft, sorgte im Saal für Kopfschütt­eln.

Bürgermeis­terin Hildebrand­t, die sich erst zum Schluss der Versammlun­g kurz zu Wort meldete, hält die Grundstück­sbesitzer für einen Schlüssel zum Erfolg. Eine Vertreteri­n

aus dieser Riege war vor Ort: Sandra Dötsch und ihr Mann Volker besitzen Waldfläche­n in einem der beiden Teilstücke, die sie mit viel Mühe und selbst investiert­em Geld aufforsten. Für sie kommt eine Verpachtun­g an Windkraft-Investoren nicht in Frage: „Für solche Anlagen müssen riesige Mengen Beton im Boden versenkt werden. Auf der Entsorgung bleiben wir am Ende sitzen.“

Ob alle anderen ähnlich denken, bleibt offen: Hier ist auch ein großer Flächenbes­itzer aus den alten Bundesländ­ern mit im Spiel.

Heike Almeroth stellte in Aussicht, zu einer weiteren Zusammenku­nft den Leiter der Regionalen Planungsst­elle Mittelthür­ingen, Clemens Ortmann, mit einzuladen. Ein Lob für die Debatten-Kultur gab es aus der Nachbarsch­aft von Bürgern, die bei einer Versammlun­g zum Vorranggeb­iet bei Witzleben im nahen Riechheim (Ilmkreis) offenbar ein verbales Hauen und Stechen erlebt hatten: „Glückwunsc­h zu Ihrer demokratis­chen und respektvol­len Umgangswei­se hier.“

 ?? MICHAEL GRÜBNER ?? Die Ablehnung eines Windparkes südlich der Gemeinde trieb Dutzende Klettbache­r in den Bürgerhaus-Saal.
MICHAEL GRÜBNER Die Ablehnung eines Windparkes südlich der Gemeinde trieb Dutzende Klettbache­r in den Bürgerhaus-Saal.

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