Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Klettbacher wehren sich gegen die Mega-Windräder
Gemeinde und eine junge Bürgerinitiative lehnen Projekt mit acht Anlagen von mehr als 280 Metern Gesamthöhe ab
Das eigens eingerichtete E-Mail-Postfach beim Landesverwaltungsamt in Weimar dürfte sich in den nächsten Tagen kräftig füllen: Die Bürgerinitiative (BI) „Gemeinde Klettbach Lebenswert“forderte am Dienstagabend in einer öffentlichen Versammlung die Bewohner des Dorfes und des Ortsteils Schellroda auf, sich mit Stellungnahmen in das laufende öffentliche Beteiligungsverfahren zum „Teilplan Windenergie“für Mittelthüringen einzubringen.
Bis 25. April ist dazu Gelegenheit. Wie sehr das Thema bewegt, zeigt der Zulauf: Die Sitzplätze im Bürgerhaus-Saal reichten nicht aus, einige Interessierte mussten vom Hausflur aus zuhören.
Die Ausgangslage: Der im Januar vorgestellte Windenergie-Planentwurf, dessen öffentliche Auslegung aktuell im Gange ist, sieht zwei Areale südlich von Klettbach als Vorrangflächen für die Bebauung mit Windkraftanlagen vor. Wie Bürgermeisterin Franziska Hildebrandt (FDP) in einer Stellungnahme mitteilte, weiß die Gemeinde „von einem Projektierungsunternehmen,
welches hier an der Erstellung einer Planung ist und auch bereits mit Eigentümern Kontakt aufgenommen hat.“
Weg über den Naturschutz gilt als vielversprechend
Der Investor (VSB Holding) plane auf den beiden überwiegend im Wald liegenden Flächen bis zu acht Windräder mit jeweils 199 Metern Nabenhöhe und mit Rotoren 285 Metern Gesamthöhe, das ist knapp weniger als die des Olympiaturms in München.
Der Gemeinderat beschloss bereits in seiner Februar-Sitzung, dass die Gemeinde sich in ihrer Stellungnahme gegen das Vorhaben ausspricht. Die BI formierte sich mit dem Ziel, den Bau dieser RiesenWindräder zu verhindern.
Heike Almeroth, eine der Initiatorinnen, bot dafür den Klettbachern an, bei der Formulierung ablehnender, kritischer Stellungnahmen bei Bedarf behilflich zu sein. Sie und ihre Mitstreiter halten den Weg über das Thema Naturschutz für den erfolgversprechendsten. Bei der Frage etwa, wer auf seinem Grundstück bereits Fledermäuse beobachtet hat, gingen viele Hände nach oben. Dass die Regionale Planungsgemeinschaft in ihrem Prüfbogen zwar einen nur 750 Meter entfernten Uhu-Brutplatz erwähnt, diesen aber nicht als relevant einstuft, sorgte im Saal für Kopfschütteln.
Bürgermeisterin Hildebrandt, die sich erst zum Schluss der Versammlung kurz zu Wort meldete, hält die Grundstücksbesitzer für einen Schlüssel zum Erfolg. Eine Vertreterin
aus dieser Riege war vor Ort: Sandra Dötsch und ihr Mann Volker besitzen Waldflächen in einem der beiden Teilstücke, die sie mit viel Mühe und selbst investiertem Geld aufforsten. Für sie kommt eine Verpachtung an Windkraft-Investoren nicht in Frage: „Für solche Anlagen müssen riesige Mengen Beton im Boden versenkt werden. Auf der Entsorgung bleiben wir am Ende sitzen.“
Ob alle anderen ähnlich denken, bleibt offen: Hier ist auch ein großer Flächenbesitzer aus den alten Bundesländern mit im Spiel.
Heike Almeroth stellte in Aussicht, zu einer weiteren Zusammenkunft den Leiter der Regionalen Planungsstelle Mittelthüringen, Clemens Ortmann, mit einzuladen. Ein Lob für die Debatten-Kultur gab es aus der Nachbarschaft von Bürgern, die bei einer Versammlung zum Vorranggebiet bei Witzleben im nahen Riechheim (Ilmkreis) offenbar ein verbales Hauen und Stechen erlebt hatten: „Glückwunsch zu Ihrer demokratischen und respektvollen Umgangsweise hier.“