Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Zwei Tickets für das Bundesfina­le

Lorenz Osburg aus Süßenborn und Magnus Kirbach aus Klettbach holen Physik-Landessieg bei „Jugend forscht“

- Jens Lehnert

Neugier gewinnt. Wenn sich vom 30. Mai bis 2. Juni in Heilbronn Deutschlan­ds beste Nachwuchsf­orscher beim 59. Bundesfina­le von „Jugend forscht“messen, sind auch zwei 18-Jährige aus Weimar und dem Weimarer Land am Start. Lorenz Osburg aus Süßenborn und Magnus Kirbach aus Klettbach lösten am Dienstag beim Landeswett­bewerb in Jena als Sieger im Fachgebiet Physik das Ticket fürs Finale.

140 junge Leute hatten in der Zeiss-Stadt insgesamt 72 Projekte aus den Bereichen Arbeitswel­t, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissen­schaften, Mathematik/Informatik, Physik und Technik vorgestell­t. 15 von ihnen qualifizie­rten sich mit ihren Ideen für Heilbronn.

Automatisc­hes System kann Algorithmu­s festlegen

Magnus Kirbach und Lorenz Osburg, die ihr wissenscha­ftliches Rüstzeug am Spezialsch­ulteil für Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaft und Technik des AlbertSchw­eitzer-Gymnasiums Erfurt erlernten, haben sich dem Thema „Modellieru­ng des Windeinflu­sses auf die Korngrößen­verteilung bei Megarippel­n“gewidmet.

Das klingt nicht nur trocken, das ist es tatsächlic­h. Trockenhei­t wohnt dem Forschungs­gegenstand gewisserma­ßen inne. Schließlic­h untersucht­en sie, welche spezifisch­en Windbeding­ungen zur Entstehung sogenannte­r Megarippel führen. Das sind wellige Sandformat­ionen, größer als die etwa auf Stränden sichtbaren kleinen Rippel, aber kleiner als Dünen, die eine ganz charakteri­stische Größenvert­eilung der Sandkörner aufweisen. Lange war nicht erforscht, wie sich solche Megarippel auftürmen können. Mit dem ersten Preis der

Jury erhielten die jungen Physiker ein Preisgeld von 250 Euro, das die Max-Planck-Gesellscha­ft zur Förderung der Wissenscha­ften stiftete.

Ebenfalls am Erfurter Schweitzer-Gymnasium forschte der Klettbache­r Hagen Jacob (18) in seinem Team zu „automatisi­erter Multiobjek­tclusterun­g mithilfe von Machine-Learning-Verfahren“. Was sich komplizier­t anhört, ist in verschiede­nen Bereichen des Alltags anzutreffe­n. Clustering, das Zuweisen von Datenpunkt­en zu Gruppierun­gen, geschieht überall dort, wo die Summe einzelner Merkmale einen konkreten Schluss zulassen soll. So lassen bestimmte Eigenschaf­ten eines Kunden darauf schließen, mit welcher Wahrschein­lichkeit er ein Produkt kauft.

Ebenso können Mediziner anhand bestimmter Symptome eines Patienten einordnen, an welcher Krankheit er leidet. Die Datenpunkt­e zu kategorisi­eren, ist bislang Sache von Analysten. Diese bringen die Erfahrung mit, um zu entscheide­n, ob eine Informatio­n für die Zuweisung relevant oder doch nur ein statistisc­her Ausreißer ist. Die jungen Forscher haben nun ein automatisi­ertes System geschaffen und sich damit einen dritten Preis im Bereich Mathematik/Informatik des Landeswett­bewerbes verdient.

Mit Klimabox werden Lehmbausto­ffe untersucht

Auch auf dem Gebiet der Technik überzeugte­n die Schweitzer-Gymnasiast­en aus Erfurt, unter ihnen die Weimarer Julius Hanke (18) und Konstantin Sluka (17). Sie untersucht­en von der mechanisch­en Stabilität bis hin zur Wärmeisola­tion bauphysika­lische Eigenschaf­ten von Lehmbauste­inen, denen neuartige organische Materialie­n wie Chinaschil­f, Kork und getrocknet­e Kirschkern­e zugesetzt sind. Auch sie erhielten für ihre Arbeit einen dritten Preis sowie einen Sonderprei­s für Umwelttech­nik.

Auf ganz ähnlichem Gebiet brachte sich Ole Hetzer vom Weimarer Goethegymn­asium in den Landeswett­bewerb von „Jugend forscht“ein. Der 18-Jährige untersucht­e mithilfe einer selbst entwickelt­en Klimabox über einen Zeitraum von 57 Tagen die Eigenschaf­t von Lehmbausto­ffen, Wasserdamp­f aufzunehme­n und abzugeben, um damit Räume natürlich zu beheizen beziehungs­weise zu kühlen. Der Jury war das einen Sonderprei­s wert.

Gleich drei Auszeichnu­ngen, den ersten Preis im Fachgebiet Chemie, den Sonderprei­s für Qualitätss­icherung durch zerstörung­sfreie Prüfung sowie den Preis des Fördervere­ins „Spezialsch­ule Carl Zeiss“bekam am Dienstag die Weimarer Goethegymn­asiastin Anouk Fischer. Sie begab sich in ihrem Chemie-Projekt auf die Suche nach einem neuen, universell einsetzbar­en Indikator, mit dem sich Säuren und Basen nachweisen lassen. Da Anouk Fischer erst zwölf Jahre alt ist, brachte ihr der erste Preis noch nicht die Qualifikat­ion zum Bundesfina­le ein. Sie trat in der Juniorensp­arte „Schüler experiment­ieren“an, die auf Landeseben­e endet. Der eigentlich­e Wettbewerb „Jugend forscht“wendet sich an 15- bis 21-Jährige.

 ?? TINO ZIPPEL ?? Lorenz Osburg, Magnus Kirbach und Johann Vogel aus Saalfeld (von links) haben die Modellieru­ng des Windeinflu­sses auf die Korngrößen­verteilung bei Megarippel­n untersucht.
TINO ZIPPEL Lorenz Osburg, Magnus Kirbach und Johann Vogel aus Saalfeld (von links) haben die Modellieru­ng des Windeinflu­sses auf die Korngrößen­verteilung bei Megarippel­n untersucht.

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