Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Höcke schwächelt bei AfD -Themen
Erfurter Professor kritisiert: Landespolitische Themen im TV-Duell Nebensache
Aus Sicht des Politikwissenschaftlers Oliver Lembcke hat AfDRechtsaußen Björn Höcke im TVDuell mit dem Thüringer CDU-Spitzenkandidaten Mario Voigt inhaltliche Schwächen offenbart. „Höcke hat zum Teil Positionen vor laufender Kamera geräumt und war bei Kernthemen der AfD schwach“, sagte er dieser Zeitung. Er lehrt als Professor an der Ruhr-Universität Bochum und war einst in Jena aktiv.
Die Auseinandersetzung auf dem TV-Sender „Welt“am Donnerstagabend bleibt politisch umstritten. Höcke sei damit ein bundesweites Podium geboten worden, monieren
Kritiker. Für Lembcke steht indes fest: „Der Sieger ist das Format.“Wenn Höcke kurzfristige Effekthascherei betreibe, wenn er von „Sozialstaatsmagnet“rede, zeige sich, dass die AfD-Strategie zwar im Internet funktioniere, „der Populismus aber eine längere Auseinandersetzung nicht überstehe“. Zwischenzeitlich hatte Höcke sogar den Faden verloren, als es um das Kernthema „Migration“ging.
André Brodocz, Inhaber der Professur für Politische Theorie an der Universität Erfurt, sagt über das Duell: „Besonders kritisch zu bewerten ist, dass politische Themen, die auf Landesebene entschieden und gestaltet werden können, keine Rolle gespielt haben: nichts zur Bildungspolitik, zur Energiewende, zur Wirtschaftspolitik in einem industrieschwachen Bundesland, zur Verkehrspolitik im ländlichen Raum.“
Brodocz zufolge kann das Duell langfristig für Voigt wie Höcke ein Erfolg sein, weil es die Wahl im September auf die Entscheidung zwischen ihnen zugespitzt hat. „Das hilft beiden. Und es ist auch nötig, weil der Linke Bodo Ramelow bei der Direktwahl als Ministerpräsident nach letzten Umfragen deutlich besser abschneiden würde als Höcke oder Voigt.“Andere Wählerschichten seien eher nicht erreicht worden. Dafür fehlten auch einfach die Themen.