Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Gemeinden gegen neue Windräder
Blankenhainer Ortsteil Keßlar positioniert sich zum gemeinsamen Widerstand mit Nachbarn des Saale-Holzland-Kreises
Über die Landkreis-Grenzen hinaus formiert sich nun auch im südwestlichen Weimarer Land Widerstand gegen neue Windpark-Projekte. Konkret geht es um das Vorranggebiet Nummer 24 aus dem aktuell öffentlich zur Stellungnahme ausliegenden Planentwurfes, ein Dreieck mit Feldern und Waldstücken zwischen dem Blankenhainer Ortsteil Keßlar sowie Milda und Beckerskirchhof im Saale-Holzland-Kreis. Er gehe von zehn bis fünfzehn Windrädern aus, die neu entstehen könnten, sagt Albert Weiler (Werteunion), Bürgermeister der Gemeinde Milda und SHK-Landratskandidat. „Dann würde das eintreten, was wir nicht wollen“, so Weiler. Windräder rund um Milda waren in den vergangenen 25 Jahren immer wieder im Gespräch, eine Bürgerinitiative und die Gemeinde hatten den Vorhaben vehement widersprochen.
Bürgermeister von Milda und Keßlar sind gegen Windräder
Nun sind im „Zweiten Entwurf zur Änderung des Landesentwicklungsprogramms Thüringen 2025“ die Windvorranggebiete 24 und 43 eingeplant, die das Thema Windräder rund um die Gemeinde Milda und die Stadt Blankenhain im Weimarer Land wieder aktuell werden lassen. Kürzlich kam Weiler mit Alf Schmutzler (CDU), dem Keßlarer Ortsteilbürgermeister, und Steffen Pfeifer, dessen Feld- und Waldgrundstücke an das Vorranggebiet angrenzen, zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Alle drei sind sich einig: Die Windräder sollen nicht kommen.
Weiler, Schmutzler und Pfeifer führen verschiedene Argumente für ihre Position an: Vögel und andere
Tiere sowie der Wald, die unter den Windrädern leiden würden, die Ablehnung der Bevölkerung sowie Gesundheitsgefahren, die durch einen zu geringen Abstand der Windräder zu den Orten für Menschen ausgehen würden. „In unserem dichten Siedlungsgebiet kann kein Abstand der 10-fachen Höhe der Windenergieanlage zur Wohnbebauung eingehalten werden. Diese Abstandsregelung sehen wir als besonders wichtig zum Schutz unserer Einwohner vor gesundheitlichen Schäden an“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme Schmutzlers und seines Ortsteilrates.
Weiterhin wird kritisiert, dass das Windvorranggebiet 24 „unmittelbar am landschaftlich reizvollen Reinstädter Grund und direkt in der Blickachse der unter Denkmalschutz stehenden Leuchtenburg“liegt. Bereits eine Simulation mit Windrädern würde hier ein „schreckliches“Bild ergeben.
Albert Weiler sagt zudem mit Blick auf die Windräder in der Nachbargemeinde Bucha: „Ich schaue jeden Tag nach Coppanz, da laufen selten alle Anlagen, weil der Strom nicht gebraucht wird oder wegen der fehlenden Infrastruktur nicht abtransportiert werden kann“. Allerdings läuft bei Coppanz derzeit auch ein Repowering-Programm, bei dem alte Windräder durch neue ersetzt werden.
Unterschriften werden gesammelt
Albert Weiler will nun Unterschriften sammeln, um Stellung gegen das Windvorranggebiet zu beziehen. Alf Schmutzler hat in den insgesamt knapp über 200 zählenden Orten Keßlar, Lotschen und Meckfeld nach eigenen Angaben bereits mehr als 100 Unterschriften gesammelt. Auch Steffen Pfeifer kündigt an, sich gegen die Windräder zu positionieren, weil er „ohne Gefahr“auf seinen Feldern und in seinen Wäldern arbeiten will.
Zudem bringen die drei einen Alternativvorschlag zu Windrädern ins Spiel. „Man könnte auch Solarfelder an den Wällen der Autobahn 4 bauen“, sagt Albert Weiler. Generell müsse laut Alf Schmutzler „energie- und klimapolitisch ein grundsätzliches und ideologiefreies Umdenken erfolgen“. Generell sei es so, dass bei der „ideologisch bevorzugten Windenergie die daraus entstehende Umweltbelastung plötzlich belanglos“ist.